Pflanzenmarkt und Kurbelausstellung zur Eröffnung des Freilichtmuseums

40 Jahre Freilichtmuseum, 10 Jahre Förderverein „Klöndör“ und auch der beliebte Pflanzenmarkt feiert ein Jubiläum. Bereits zum 20. Mal zeigen am 25. April 2010 lokale und überregionale Aussteller in der Zeit von 10 – 18 Uhr eine breite Auswahl rund um die Themen Garten, Pflanzen und Blumen.

BaumblüteNach der erfolgreichen Bundesgartenschau im vergangenen Jahr sind alle Gartenliebhaber eingeladen, sich auf dem Mueßer Pflanzenmarkt mit nahezu allem einzudecken, was nötig ist, um die Inspirationen und Ideen der letzten Gartensaison umzusetzen. Auch in diesem Jahr ist die Erbse vom VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.) zur Kulturpflanze des Jahres gewählt worden. Ihr wird im Mueßer Dorfschullehrergarten besonderes Augenmerk geschenkt. Auch sonst hält der Veranstaltungskalender des Mueßer Freilichtmuseums unter www.schwerin.de/freilichtmuseum für die kommende Saison einiges an gärtnerischen Vorträgen bereit. So trifft sich der Mueßer Gartenstammtisch am 18. Mai um die geschickte Anlage von Schwimmteichen zu erörtern. Am 12. und 13. Juni nimmt das Freilichtmuseum an der Aktion „Offene Gärten M.-V.“ teil. Zu sehen sein wird hier eine große Auswahl an historischen Erbsen. Außerdem können die ersten Seidenraupen präsentiert werden. Kinder werden sicherlich viel Spaß daran haben, wenn der 4000 Meter lange Faden von einem Seidenkokon abgewickelt wird.
Am 25. April eröffnet das Museum um 15.00 Uhr zunächst die neue Saison mit einer ganz außergewöhnlichen Sonderausstellung im Kunstkaten. Alles was sich ankurbeln lässt, Gekurbeltesbekommt hier ein extra Podium. „Hier wird angekurbelt!“ Die Mechanik des vergessenen Alltags heißt die Exposition, die eine vielfältige Auswahl an historischen und fast schon vergessenen Arbeits- und Wirtschaftsgegenständen zeigt. Wie umfangreich die körperlichen Anforderungen im Alltag waren und was man so alles „ankurbeln“ musste, kann man hier anschaulich erleben. Heutzutage macht man sich wenig Gedanken über den Antrieb von Arbeitsgeräten, die im Alltag zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Ein Knopfdruck oder „touch“ genügt und schon erledigt ein Elektromotor die Arbeit, ohne dass wir ihn so wirklich wahrnehmen. In vorindustrieller Zeit hätte man dies wohl als Teufelswerk verschrien. Noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war Muskelkraft gefragt, wenn es um den Antrieb von Arbeits- und Hauswirtschaftsgeräten ging. Insbesondere in kleinen bäuerlichen und handwerklichen Betrieben, die sich Dampfmaschinen, Transmissionsanlagen oder Stromantriebe nicht leisten konnten, musste man die Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes aus eigener Kraft „ankurbeln“. Manuell bediente zum Beispiel der Landmann das Schwungrad der Häckselmaschine, der Kornstaubmühle oder Kartoffelsortiermaschine, der Dorfschmied kurbelte seinen schweren Schwingbohrer an und der Fischer mühte sich ab mit der Fischnetz- und Ankerwinde. All diese handbetriebenen Arbeitsgeräte können in den verschiedenen Ausstellungsobjekten des Mueßer Freilichtmuseums als Zeugnisse vergangener Zeit begutachtet werden. Darüber hinaus zeigt die Sonderausstellung noch weitere Arbeitsbereiche, in denen die Kurbel eine wesentliche Rolle spielte. Dazu gehörten Hutmacher, Barbiere, Imker oder Schneider.
AurikelprachtMit dem Wiederaufbau und der wirtschaftlichen Entwicklung nach den verheerenden Kriegsjahren löste die Automatisierung in vielen Produktionsbereichen schrittweise den unrentablen, schweren und monotonen Handantrieb ab. So verschwand die Kurbel immer mehr aus der Arbeitsdomäne der Männer. Die Frauen hingegen kurbelten noch lange in ihrer vertrauten Hauswirtschaft weiter. Kaffeemühlen, Salatschleudern, Fruchtpressen, Brotschneidemaschinen, Fleischwölfe, Gewürzmühlen, Kirschentkerner, Eishacker und die „flotten Lotten“ taten noch unablässig ihre Dienste, angetrieben durch geübte Frauenhände. Bis zum 5. September dreht sich im Mueßer Kunstkaten alles um die Wunderwelt der Kurbel.

Volker Janke

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