(NDR 1 Radio MV) Erneut sind offenbar archäologische Funde des Landes durch falsche Lagerung vom Zerfall bedroht. Nachdem im vergangenen Jahr der Verlust steinzeitlicher Einbäume für Aufsehen gesorgt hatte, geht es jetzt um verschiedene kleinere Objekte.
Die archäologischen Steinfunde lagern in einem Depotbunker in Wiligrad nahe Schwerin und sind nach einem Gutachten hochgradig verseucht und stark von Schimmelpilzen befallen. Das Gutachten liegt NDR1 Radio MV vor.
Danach hat sich auf steinzeitlichen Getreidemühlen und Backsteinformen aus dem Mittelalter flächendeckend ein weißer bis schwarz-brauner Pilzflaum ausgebreitet. Ursache sei laut Ansicht von Gutachterin Dr. Constanze Messal das feucht-schwüle Klima in den Wiligrader Bunkern, in denen seit 1992 archäologisch wertvolle Steinfunde aus dem Land notdürftig eingelagert werden. In dem völlig überfüllten Lager gebe es weder Strom noch fließend Wasser. Constanze Messal hat dort Bakterien, Hefen sowie zehn verschiedene Schimmelpilze festgestellt. „Die Pilze zersetzen langfristig Steine, greifen aber auch Holzproben und Knochen an. Selbst Metalle werden durch organische Säuren, die die Pilze absondern, zersetzt. Das Lager ist hochgradig konterminiert“, so die Gutachterin gegenüber NDR1 Radio MV. Sie hat im Auftrag der Landesarchäologen „Art und Umfang der Kontamination“ in einem der beiden Wiligrader Bunker erstmals mikrobiologisch untersucht.
Auf knapp 40 Seiten listet Messal auch Risiken im Umgang mit den verschimmelten Objekten auf: „Durch Sporenflug ist mit einer Gesundheitsgefährdung der Mitarbeiter zu rechnen“. Zwei der nachgewiesenen Schimmelpilze zählen zur Risikostufe 2. Diese können Atemwegerkrankungen wie Asthma auslösen, aber auch Hauterkrankungen, Allergien und Alzheimer. Die Archäologen dürften deshalb nur mit Atemmaske und Schutzkleidung im Bunker arbeiten. Um die verschimmelten Objekte in das geplante Depot in der Schweriner Stellingstraße ab 2015 einlagern zu können, müsse jedes Stück unter strengen Sicherheitsauflagen vorher professionell gereinigt werden. Das könne nach Ansicht der Gutachterin bis zu drei Jahre dauern.
Die Kosten für die Bunkerräumung beziffert Jörn Mothes vom Schweriner Kultusministerium auf rund 750.000 Euro. Dieses Geld sei aber im aktuellen Doppelhaushalt bisher nicht eingeplant. Doch die Zeit drängt: Im Zuge der geplanten Schlossparksanierung sollen die Willigrader Bunker abgerissen werden. Die 5 Millionen Euro teure Umgestaltung wird von der Europäischen Union gefördert und soll im kommenden Jahr beginnen.