Volleyball-Hochburg Schwerin 2012/13

Zwischen Bundesliga und „Europa“ – Einsätze (fast) nonstop …

Volleyball ist die eine große Leidenschaft von Denise Hanke. Und die zahlreichen Erfolge der Volleyballspielerin des Schweriner SC sind schon beeindruckend: Dritte des Grand Prix 2010 mit der deutschen Auswahl, WM-Siebente mit dem deutschen Team 2010, deutsche Meisterin mit dem Schweriner SC 2009, 2011 und 2012 sowie DVV-Pokalsiegerin 2012.

Aber der Volleyballsport reicht dem SSC-Ass noch lange nicht. Denise Hanke studiert, ebenfalls erfolgreich, Unternehmensmanagement am „Baltic College“ in Schwerin. Und ein paar Hobbys hat die gebürtige Berlinerin und Wahl-Schwerinerin auch … So verläuft ihr Leben zwischen Volleyball-Parkett, Hörsaal, Shopping, Kino und Relaxen.

Der Start in die Saison war jedenfalls prächtig – mit Siegen gegen Suhl (daheim: 3:0), Hamburg (auswärts: 3:2), Potsdam (auswärts: 3:1) und Berlin-Köpenick (daheim: 3:0) in der Bundesliga, dem 3:0 Triumph im Achtelfinale des DVV-Pokals auswärts gegen Sonthofen und dem Sensationserfolg gegen Dynamo Kasan (daheim: 3:2) in der Champions-League.

Was bewegt die 23-jährige SSC-Mannschaftskapitänin ansonsten noch – inner- und außerhalb Schwerins? Denise Hanke über den Saison-Start 2012/13 mit dem SSC, die olympischen Volleyball-Turniere 2012, ihre persönlichen und sportlichen Ziele 2013 und die kommenden (sportiven) Feiertage.

„Ich mag Herausforderungen …“

Der Sommer war international sehr ereignisreich – auch in puncto Volleyballsport. Die olympischen Turniere im Hallen- und Beach-Volleyball fanden reges Interesse. Wie lautet Ihr persönliches Resümee zu den olympischen Volleyball-Entscheidungen auf Parkett und im Sand in London?

Denise Hanke: Es war natürlich ein „Hammer“, dass Julius Brink/Jonas Reckermann die Goldmedaille im Beach-Volleyball gewinnen konnte – vor den Favoriten aus Brasilien. Klasse war außerdem, dass sich die deutschen Herren noch kurz vor Olympia für das Hallen-Turnier qualifizieren konnten und mit dem Erreichen des Viertelfinales gut abschnitten. Schade ist allerdings, dass wir, also die deutschen Hallen-Volleyballerinnen, dieses nicht schafften. Wir wollten „super gerne“ dorthin, aber die Qualifikation war „nicht ohne“ und leider klappte es letztendlich nicht.

Was das sonstige volleyballsportliche Geschehen in London betraf: Aus Frust über die leider nicht gelungene Teilnahme habe ich das gar nicht so intensiv verfolgt. Neue Inspirationen gab es nicht, denn wir, das deutsche Volleyball-Team, hatten kurz vorher noch gegen einige der namhaften Mannschaften gespielt und durchaus gut mithalten können.

Für mich waren im Damen-Volleyball-Turnier eigentlich die US-Amerikanerinnen die großen Favoritinnen, der brasilianische Erfolg über die USA im Finale ist daher schon eine gewisse Überraschung. Die russischen Herren wurden am Ende verdient Olympiasieger in der Halle und Gold gab es dann doch noch für die USA durch das starke Duo Misty May-Treanor/Kerri Walsh im Beach-Volleyball der Frauen.

Ist Olympia 2016 – international betrachtet – für Sie nun ebenfalls ein großes Ziel?

Denise Hanke: Natürlich habe ich Rio 2016 im Blick, aber es wäre vermessen, zum jetzigen Zeitpunkt schon daran zu denken. Es kann noch so viel passieren, es ist ein Fernziel – mehr nicht. Vier Jahre sind nun einmal eine lange Zeit.

Für mich ist – im Hinblick auf die Ambitionen der deutschen Nationalmannschaft  – erst einmal die Europameisterschaft 2013 im eigenen Land das nächste Ziel. Ich möchte dann schon zum Team gehören. Aber man muß sich jedes Jahr neu beweisen, der Konkurrenzkampf ist sehr hart und man ist ständig gefordert. Letztes Jahr (EM) klappte es für mich nicht, ich war allerdings beim Grand Prix dabei. Prognosen sind daher ungemein schwer. Ich versuche aber, mein Bestes zu geben und freue mich, wenn es tatsächlich mit der Berufung in das Nationalteam klappen sollte.

Wer 2012 deutscher Meister und Pokalsieger werden will, möchte dieses natürlich wiederholen. Welche weiteren Ziele – auch in der Perspektive – haben Sie mit dem SSC? Immer „nur“ nationaler Meister und Pokalsieger zu werden, ist doch „langweilig“ – oder…

Denise Hanke: Nein, das „nutzt“ sich auf gar keinen Fall „ab“ und ist schon gar nicht langweilig! Die Mannschaft verändert sich ja jedes Jahr. Wir hatten auch vor der Saison 2012/13 einige Abgänge, mußten uns wieder neu finden. Hinzu kommt, dass auch das Niveau in der Bundesliga stetig steigt.

Da ist es ähnlich wie bei der Nationalmannschaft: Man muß sich erneut beweisen. Frühere Erfolge sind kein „Garantieschein“ für neuerliche Triumphe. Ob es 2012/13 wieder ein „Happy End“ für uns gibt?! Wir hoffen es, wir wollen Titel und Pokal verteidigen. Aber, ob es wirklich so sein wird, bleibt abzuwarten. Wir sind jedenfalls „heiß“ auf den nächsten Titel und Pokal!

Wir freuen uns über jeden Erfolg, in jedem Spiel. Es ist uns wichtig, uns mit anderen zu messen, zu zeigen, was man volleyballsportlich „drauf“ hat. Und: Wenn es dann erfolgreich ist, ist man umso motivierter.

Wie ist eigentlich die Stimmung im SSC-Team 2012/13? Wie sieht für Sie gegenwärtig ein Trainingstag aus? Und: Unternehmen die Spielerinnen auch in der Freizeit viel gemeinsam?

Denise Hanke: Wir haben gegenwärtig sehr, sehr viele Spiele, da wir ja in der Bundesliga, im DVV-Pokal und in der Champions League aktiv sind. Zurzeit müssen wir in der Woche zweimal ran, das schlaucht schon. Es sind ja nicht nur die Partien an sich, die beanspruchen, sondern auch die Belastungen durch das Reisen – wir sind viel mit Bus und Flugzeug unterwegs.

Wir können daher auch gar nicht so viel trainieren, ein Tag Pause muss jedoch schon drin sind, denn „Training-Spiele-Training-Spiele nonstop“ – das geht nicht. Wir haben aber einen guten Rhythmus gefunden, versuchen beim Training über die Intensität einiges zu steuern.

Was das gemeinsame Unternehmen anbelangt: Wir sind ja momentan ohnehin immer gemeinsam unterwegs. Wir spielen viel Karten im Bus. Es gibt gemeinsame Film-Abende, wenn wir bei den Auswärtsspielen abends vielleicht noch zwei Stunden Zeit haben. „Ab und zu“ gehen wir auch in Schwerin gemeinsam ins Kino, aber viele gemeinsame Aktivitäten neben dem Volleyball-Parkett gibt es auch nicht. Immer nur gemeinsam „rumhängen“ ist ja auch nicht so „prickelnd“! Man muß auch einmal seine Ruhe haben.

Übrigens: Die Stimmung im Team ist nach wie vor sehr, sehr gut!

Apropos Freizeit … Davon haben Sie ja nicht sehr viel. Sie sind ja noch Studentin am „Baltic College“. Was reizt Sie an Ihrem Studium Unternehmensmanagement? Wie sind eigentlich die Studienbedingungen am „Baltic College“? Und wann haben Sie dort Ihre Abschlussprüfungen?

Denise Hanke: Ich bin jetzt im fünften Semester und im nächsten Sommer, also 2013, werde ich dann hoffentlich in der Bachelor-Phase sein. Wie es dann genau sein wird, weiß ich noch gar nicht, denn ich bin auch in der Nationalmannschaft (hoffentlich) gefordert. Es wird zwar sehr, sehr hart, diese Mehrfachbelastung durch Sport, Studium und persönliche Dinge, aber ich möchte das gern schaffen.

Warum ich nun noch zusätzlich studiere?! Ich wollte nach dem Abitur studieren, mir den Blick über „den sportlichen Tellerrand“ hinaus bewahren und auch ein späteres „Standbein“ nach dem Volleyballsport haben.

Am „Baltic College“ wird mit sehr viel Leidenschaft und Hingabe gelehrt, es gibt dort eine sehr familiäre Studien-Atmosphäre und die Professoren sowie Dozenten sind wirklich sehr sachkundig und verständnisvoll. Die Studien-Wege sind sehr kurz und der Zusammenhalt stimmt ebenfalls.

Natürlich muss ich, wie jede andere Studierende und wie jeder andere Studierende auch, meine Leistung erbringen. Geschenkt wird mir nichts. Ich kann zwar nicht bei allen Lehrveranstaltungen aufgrund meiner sportlichen Einsätze mitmachen, aber ich möchte auch innerhalb meines Studiums erfolgreich sein.

Es ist nicht einfach, aber ich mag Herausforderungen und hoffe, dass auch der Einsatz im Hörsaal ähnlich erfolgreich ist wie auf dem Volleyball-Parkett.

MV ist ja ein Ballsport-Land, insbesondere mit großen Traditionen im Fußball (FC Hansa), Herren-Handball (Empor Rostock, Post Schwerin, Stralsunder HC), Frauen-Handball (TSG Wismar, Empor Rostock/Rostock Dolphins, Grün-Weiß Schwerin) oder eben im Volleyball (SC Traktor/SSC). Darüber hinaus gibt es eine aktive und erfolgreiche Szene im Wasserball, Basketball, Hockey, Faustball, Baseball, Rugby oder American Football. Haben Sie das Geschehen bei den Ballsport-Kolleginnen und –Kollegen auch im Blick? Fühlen Sie mit den insolventen Post-Handballern mit? Gibt es persönliche Kontakte zu den anderen Ballsport-Treibenden?

Denise Hanke: Meine Zeit ist natürlich sehr, sehr begrenzt, um das ballsportliche Geschehen in MV kompakt zu verfolgen, aber ich bin daran dennoch sehr interessiert. Mit den Post-Handballern fühle ich nicht nur als Sportlerin sehr mit. Ich war sehr schockiert, als ich von der Insolvenz hörte, ich hatte damit nicht gerechnet. Wenn jemand seinen Sport mit viel Herzblut betreibt, ist so eine Entwicklung eine echte Katastrophe. Ich hoffe aber sehr, dass der Herren-Handballsport in Schwerin wieder auf die Beine kommt!

Zu den Hansa-Spielen werden wir auch immer wieder eingeladen und wir fahren dann auch hin, wenn es unsere Zeit zulässt. Diese Einladungen sind nette Gesten und auch wir Schweriner Volleyballerinnen hoffen, dass „die Hansa-Kogge“ in Richtung Liga zwei „segelt“.

Ansonsten habe ich selbstverständlich persönliche Kontakte auch zu Athletinnen und Athleten aus anderen Sportarten, nicht nur jenen mit dem Ball. Während meiner Zeit am Schweriner Sportgymnasium ergaben sich zahlreiche Freundschaften mit den Kolleginnen und Kollegen vom Radsport oder von der Leichtathletik.

Das Jahr ist im Endspurt. Insbesondere in der Kulturstadt Schwerin gibt es  natürlich eine ebenfalls reichhaltige Auswahl an kulturellen Events zu Weihnachten und zu Silvester, ob im Mecklenburgischen Staatstheater, in den Museen, im Konservatorium, im Capitol, im Speicher, in der Sport- und Kongreßhalle und in den städtischen Lokalitäten. Der Schweriner Weihnachtsmarkt wird am 26. November eröffnet. Ist Weihnachtszeit auch für Sie Kulturzeit? Was verbinden Sie persönlich mit dem Weihnachtsfest?

Denise Hanke: Der Spielplan ist auch zu Weihnachten sehr eng. Wir haben zwei Tage vor dem Heiligen Abend noch ein ganz wichtiges Spiel zu Hause: Am 22. Dezember wollen wir auch gegen den Dresdner SC erfolgreich sein. Dann steht noch das Pokal-Halbfinale zwischen Weihnachten und Neujahr auf dem Plan.
In den letzten Jahren war es oftmals der Fall, dass wir am zweiten Weihnachtsfeiertag noch zu Auswärtsspielen mussten, das ist aber 2012 nicht der Fall.  Dennoch: Groß abschalten und entspannen können wir auch über die weihnachtlichen Feiertage nicht, denn die nächsten Herausforderungen warten.

Ich freue mich jedoch jedes Jahr auf die Weihnachtsmärkte hierzulande, weil dann echtes weihnachtliches Feeling aufkommt. Für mich ist Weihnachten trotz allen Stresses auch ein Fest, an dem – wenn auch nur kurz – Ruhe und Besinnung, eine Zeit der Nachdenklichkeit einkehrt. Und die Familie steht dann auch für mich an erster Stelle – einmal im Kreis seiner Liebsten zu sein, was kann es Schöneres geben und Kultur gehört dazu!

Und … Wie feiert eine Volleyballspielerin eigentlich Weihnachten – ganz asketisch und gesund oder darf auch gesündigt werden? Ist Silvester dann Party-Zeit?

Denise Hanke: Natürlich achte ich auch während der Weihnachtszeit (fast immer) auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ich weiß ja, was ich will … Aber gesündigt werden darf schon. Das Lustige innerhalb des Teams ist ja, dass wir unterschiedlichen Nationalitäten angehören und Weihnachten jede Spielerin auf ihre Weise feiern möchte. Allerdings bekommen wir – trotz des erforderlichen Trainings auch zum Jahresende – alles immer gut auf die Reihe.

Gut ist in diesem Jahr auch, dass wir nicht gleich nach Silvester und Neujahr wieder aktiv sein müssen, sondern unser nächstes Bundesligaspiel erst am 5. Januar 2013 gegen VT Aurubis Hamburg zu Hause haben. Somit können wir auch mal so richtig Silvester feiern … Aber keine Angst, es artet bei uns nicht aus.

Welche Ereignisse in Politik, Sport, Kultur/Musik und Gesellschaft faszinierten Sie in den letzten Monaten? Wer waren Ihre „Heldinnen“ und „Helden“ 2012?

Denise Hanke: Sportlich betrachtet war für mich der Olympiasieg von Julius Brink/Jonas Reckermann im Beach-Volleyball der sportliche Höhepunkt des Jahres. Mit ihrer Goldmedaille hatte niemand gerechnet, daher waren die Emotionen nach dem Erfolg so groß. Der Triumph von Julius und Jonas war beste Werbung für den Volleyballsport in Deutschland.

Zu anderen Ereignissen: Die Präsidenten-Wahl in den USA empfand ich als sehr spannend. Die nicht enden wollende Wirtschafts- und Finanzkrise weltweit bewegte zudem die Gemüter. Es war ein sehr ereignisreiches Jahr, das viele Höhen und Tiefen hatte – gesellschaftlich, politisch und auch wirtschaftlich.

Mein Held 2012?! Das ist der Base-Jumper Felix Baumgartner aus Österreich mit seinem Stratosphären-Sprung. Das beeindruckte mich sehr.

Große Hochachtung habe ich auch vor den Leistungen der deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Olympischen und Paralympischen Spielen in London. Es gab ja während und nach Olympia/Paralympia viel Kritik, obwohl die Athletinnen und Athleten herausragende Leistungen zeigten. Bei Olympia war Deutschland die sechstbeste Nation, bei den Paralympics die achtbeste – zählt das alles etwa nicht. Ist es nicht ganz große Klasse, wenn ein Athlet, der sein Bestes gab und vielleicht Sechster wurde, etwa auch nichts mehr wert…
Ich denke, hier haben einige den Sinn für die Relationen verloren. Der Sport sowie Olympia und Paralympia sind doch viel mehr als der Gewinn von Medaillen! Unter schwierigsten, auch finanziellen Bedingungen vollbrachten die deutschen Sportlerinnen und Sportler Großartiges – das sollte nicht vergessen werden!

Was sind Ihre Wünsche und Hoffnungen für das kommende Jahr – sowohl für sich, für den SSC als auch für Schwerin und die „Welt“?

Denise Hanke: Ich möchte vor allem gesund bleiben – das ist für mich das Wichtigste. Das Gleiche gilt auch für meine Familie. Ich hoffe auf ein Jahr 2013 mit möglichst wenigen Problemen, aber mit viel positiver Stimmung. Natürlich strebe ich zudem einen guten Studienabschluss an und dass wir mit dem SSC unsere Ziele erreichen. Meine Wünsche für Schwerin sind, dass die Stadt weiterhin eine erfolgreiche Sportstadt mit zahlreichen Kultur-Angeboten bleibt. Und für die Welt?! Frieden. Ein naiver Wunsch zwar, aber eine große Hoffnung!

Dann maximale Erfolge weiterhin – persönlich, sportlich und studientechnisch! Ein schönes Weihnachtsfest und einen feucht-fröhlichen Jahreswechsel 2012/13!

Marko Michels

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