Zwischen „Carmen“ und neuer Spielzeit – das Staatstheater Schwerin

Endspurt für die Schloßfestspiele 2008 …

Aufführung CARMENDas Schloss am 8.August„Carmen“ wurde der erhoffte Publikumsmagnet der diesjährigen Spielsaison des Mecklenburgischen Staatstheaters. 23 Mal sollte und – vor den sicheren Vorstellungen Nr.22 und Nr.23 heute sowie morgen –  21 Mal bis zum 8.August konnte Bizets Oper um die feurige Verführerin Carmen, trotz teilweise wechselhaften Wetters, auf dem Alten Garten zwischen dem 4.Juli und 10.August aufgeführt werden.

Zugleich bedeutete die Aufführung auch eine personelle wie logistische Meisterleistung. O mussten unter der Ägide von Kostümdirektorin Bettina Lauer mehr als 400 Kostüme für die 138 Akteure des Opern-, Extra- und Kinder-Chores, für die fast 70 Statisten und natürlich die 22 Solistinnen und Solisten angefertigt werden.

Spanisches Flair in SchwerinInsgesamt künstlerische Vertreterinnen und Vertreter aus 14 Staaten bei „Carmen“ 2008 in der mecklenburgischen Landeshauptstadt – das war gelebte, künstlerische Muli-Kultur, die einmal mehr bewies, dass Kultur, speziell Theater, zu einem echten Miteinander beitragen kann.
Qualitativ waren die Schloßfestspiele 2008 auch wieder herausragend, was die positive Resonanz bei Zuschauern und Fach-Kritik zeigte.

Das Ensemble am 8.AugustOhne die Leistung der Chöre, der Mecklenburgischen Staatskapelle oder der anderen Akteure schmälern zu wollen – alle offenbarten ihre ausgezeichnete internationale Klasse – sind doch die Titelpartien als „Carmen“ von Andrea Szabo, der aus Ungarn stammenden Mezzo-Sopranistin, und von Hermine May, die bereits 2007 als „Azucena“ im „Troubadour“ überzeugte, zu nennen. Nicht nur mit Stimme, sondern auch mit Leidenschaft und Hingabe lebten sie ihre Rolle.

Abschied von Mag man, ob der zeitgemäßen, „modernistischen“ Deutung der Oper 2008 zunächst etwas skeptisch gewesen sein, so kann man Regisseur Frank Bernd Gottschalk für seine Inszenierung nur bescheinigen, der Oper „Carmen“, die ihre Uraufführung  übrigens 1875 in Paris erlebte, mit den Schweriner Schlossfestspielen 2008 eine weitere interessante, facettenreiche Interpretation hinzugefügt zu haben.

Bühne Doch so nostalgisch und angenehm der Blick auf die Spielzeit 2007/08 auch sein mag, „nach der alten Saison ist nun einmal vor der neuen Saison“. Und die hat es auf alle Fälle in sich: Rund 30 Premieren und ebenso viele Wiederaufnahmen werden den künstlerischen Geschmack des jungen wie älteren Publikums aus Schwerin und „aller Welt“ bestimmt erneut treffen. Der Auftakt  zur neuen Spielzeit 2008/09 ist am 19.September mit Molieres Komödie „Der Menschenfeind“.

Einer von vielen Höhepunkten ist im November 2008 zudem das Tanzprojekt „Carmina Burana“, an dem rund 200 Schülerinnen und Schüler im Alter von 8 bis 18Jahren, der Opern-Chor und die Mecklenburgische Staatskapelle mitwirken.

Doch nicht nur alte und neue Inszenierungen erwarten die Fans und Freunde des Mecklenburgischen Staatstheaters. Leider wird das Große Haus von Mai bis November 2009 für eine weitere Renovierungsaufgabe schließen müssen. Nachdem die Obermaschinerie vor zwei Jahren, 2006, modernisiert wurde, ist nun der Umbau der Untermaschinerie mit einer neuen Drehscheibe und neuen Hubpodien dran. Aber in Schwerin gibt es ja z.B. mit der Paulskirche (z.B. 8.Sinfoniekonzert aus Anlass des 200.Geburtstages von Felix Mendelssohn Bartholdy am 25., 26. und 27.Mai 2009), mit dem Komplex in der Apothekerstrasse (z.B. Musical „Der kleine Horrorladen“, Premiere am 2.Mai 2009, weitere Vorstellungen vom 3. bis 24.Mai 2009) oder dem E-Werk (u.a. für Vorstellungen der Fritz-Reuter-Bühne bzw. des Ballett-Ensembles) ja niveauvollste „Ausweich-Möglichkeiten“.

Sechzehn Jahre nach den ersten Schloßfestspielen 1993 gibt es natürlich eine Fortsetzung auch 2009. Vom 26.Juni bis 1.August 2009 wird Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ und im Anschluß daran, vom 8. bis 30.August das Musical „Sorbas“, mit Hauptdarsteller Gojko Mitic, zu sehen sein.

Allen politischen Kürzungsplänen zum Trotze bietet das Mecklenburgische Staatstheater auch 2008/2009 Vielfalt, Abwechslung, Kurzweil, Geistreichtum, Zeit zum Denken und Nachdenken. Wenn selbige dann auch bei den  potentiellen „Kürzern“  endlich vorhanden ist, dann dürfte die Zukunft des Staatstheaters „gesichert“ sein.

In seinem „Handbuch“ zur neuen Spielzeit 2008/09 merkt Generalintendant Joachim Kümmritz auch vor jüngsten Geschehnissen in der Landeshauptstadt an: „ … Liegt Kultur nicht gerade im Hinschauen und Zuhören ? Erst in der offenen Auseinandersetzung mit individuellen Schicksalen sowie in der ständigen Verhandlung von Interessenkonfflikten bilden sich doch jene gemeinsamen Werte aus, unter denen eine lebendige Gemeinschaft treibt und gedeiht. – Und  Theater ist dafür unverzichtbar …“.

Verzichtbar sind jedoch die politischen Verbal-Akrobaten, die professionellen „Gutmenschen“, die in „stoischem Pharisäertum“ stets das „Gute“ wollen und doch das „Schlechte“ schaffen.

Das Schweriner Theater, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1753 zurückreichen, hat allerdings schon schlimmere Zeiten überstanden.

Doch nun gilt erst einmal: Vorhang auf – für die Spielzeit 2008/09.

Marko Michels

Carmen adè > Letzte Vorstellungen von „Carmen“ innerhalb der Schloßfestspiele 2008 in Schwerin:

am 9.August um 21.00 Uhr und am 10.August um 21.00 Uhr ! (Restkarten sind noch erhältlich.)

F.: M.M. (7)

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