Zwischen „Dächer decken“, „CDU reparieren“ und 20 Jahre MV feiern

Die Kommunalpolitikerin Dorin Müthel-Brenncke über Vergangenes und Aktuelles in der Landeshauptstadt MV

Jennifer Rush live beim MV-Tag auf der LandesbühneDer MV-Tag zeigte wieder einmal: Schwerin lebt und wird sogar gefunden. Während in Berlin der Bär steppt und in Rostock der Hering tanzt sind in der Landeshauptstadt MV mit 850 Lenzen eben die Ochsen los. Seit Januar 2010 gibt sich die Stadt feierlich und nun war der 20. MV-Tag mit Drachenbootfestival, Jennifer Rush, 2raumwohnung, Langstreckenschwimmen, Drachenbootfestivaloffenem Landtag und offenen Herzen der Schwerinerinnen sowie Schweriner ein weiterer Meilenstein auf den Weg in eine bessere Zukunft. Tja, vieles hat man in der mecklenburgischen Landesmetropole schon erreicht, vieles muß noch optimiert werden, manche müssen eingeholt, ohne zugleich überholt zu werden, alles ist im Fluß oder in den Sieben Seen.

Eine Schwerinerin, die Erfahrungen darin hat durchaus hoffnungslose Fälle wieder auf Vordermann oder Vorderfrau zu bringen, ist eine Konservative. Die CDU-Kreisvorsitzende Dorin Müthel-Brenncke.

„Dieses Land hat noch viel mehr Potenzial …“

Frage: Mecklenburg-Vorpommern wurde gerade 20. Was verbinden Sie persönlich mit zwei Jahrzehnten Mecklenburg-Vorpommern? Haben sich alle Ihre Träume oder Alpträume erfüllt?

Die CDU-Kreisvorsitzende Dorin Müthel-BrennckeDorin Müthel-Brenncke: Da damals keiner so richtig wußte, was auf ihn zukommt, habe ich, wie viele andere auch, die Dinge auf mich zukommen lassen, ohne dabei gelassen zu sein, aber mit großer Euphorie. Es gab also von meiner Seite weder Träume noch Alpträume, sondern eher eine große Freude gepaart mit vielen Hoffnungen. Mecklenburg-Vorpommern und ganz besonders Schwerin ist meine Heimat; das sagt schon fast alles über meine Beziehung zu diesem Land und zu den Menschen. Sie sind mir eben sehr nah, diese wunderschöne weite Landschaft mit den wunderbar bodenständigen Menschen hier. Und ich denke, dass dieses Land noch viel mehr Potenzial hat, als wir es bisher erkannt oder genutzt haben. Diese Freude, die es auf mich ausstrahlt, wird auch andere erreichen, und um dieses zu vermitteln, da müssen wir alle weiter am Ball bleiben.

Frage: Apropos Alpträume … Die Umfrage-Ergebnisse für die CDU im Bund sind ja nicht gerade berauschend. Zwischen Union und SPD steht es – nach einer „infratest dimap“–Umfrage Anfang August – 31 Prozent zu 31 Prozent. Die FDP stürzte auf 5 Prozent ab, die Grünen liegen bei 17 Prozent und die Linken sind fallend bei 10 Prozent. Nun sind Sie ja bestimmt eine Optimistin und werden sagen: „Alles nicht so schlimm, das wird schon wieder mehr … Prozente …“. Was ist los mit der CDU? Auch hier in der Stadt hört und sieht man nichts mehr von den Christdemokraten. Alle im Urlaub oder im Selbstfindungskurs?

Dorin Müthel-Brenncke: Selbst wenn es eine „politische Sommerpause“ gibt, können Sie mir glauben, dass Politik nie wirklich Pause einlegt, nur weil es gerade Sommer ist. Sie haben recht, einige andere Parteien profitieren zurzeit über Gebühr von der Uneinigkeit der Regierungspartner in Berlin und die Bürger reagieren genervt, genauso wie ich auch. Vielleicht fragen Sie einmal bei den Bundespolitikern nach, warum das so ist. Ich selbst kann zu den Gründen auch nur Vermutungen anstellen.

In Schwerin war zum MV-Tag 2010 jede Menge los – so auch auf dem historischen Markt.Frage: Zu den ernsthaften Dingen. Schwerin begeisterte an diesem Wochenende mit MV-Tag, diversen sportlichen und kulturellen Events. Die Gäste waren mehr als zufrieden, die Einheimischen auch. Schwerin wird oft als Sport-Stadt, Kultur-Stadt, als liebenswerte Landeshauptstadt tituliert – aber werden diese „Charaktere“ tatsächlich in der Stadt ausreichend gelebt? Was ist mit den „Randgebieten“ … Und: Wie ist hier Ihre Meinung?

Dorin Müthel-Brenncke
: Sie haben ja schon fast alles aufgezählt, wofür Schwerin steht und diese unsere Stärken können wir in der Vielzahl der jährlichen Veranstaltungen zum Ausdruck bringen. Es gibt keine bessere Werbung für unsere Stadt als die lebendige Darstellung unserer Lebensqualität, unserer Vielfalt und unserer Möglichkeiten.

Festumzug zum 850. Geburtstag SchwerinsDieses haben wir schon im letzten Jahr mit der überaus erfolgreichen Organisation und Durchführung der Bundesgartenschau unter Beweis gestellt und in diesem Jahr nahtlos mit den unzähligen Veranstaltungen im Zusammenhang mit den 850-Jahrfeierlichkeiten angeschlossen. Was aus meiner Sicht das Bemerkenswerteste ist, dass da, wo das Geld fehlt, ganz intensives Bürger-Engagement dahinter steckt und so einiges erst ermöglicht wird. Hier möchte ich in erster Linie an unseren Festumzug zum 850. Geburtstag Schwerins erinnern, den ich von Anfang bis Ende verfolgt habe und der mit unglaublichem Aufwand organisiert wurde.

Frage: Schwerin ist eine einzige Baustelle. Straßen werden zum zweiten oder dritten Mal in relativ kurzer neu gestaltet, neue Bauten, die eigentlich keiner so richtig braucht, entstehen und Arbeitsplätze sind Mangelware oder „Bückware“, wie man vor 21 Jahren noch sagen würde. Ist Schwerin nach Ihrer Meinung „zukunftsfest“?

Dorin Müthel-Brenncke: Sie werden verstehen, wenn ich mich aus meinem beruflichen Alltag heraus über jede Baustelle freue, auch wenn ich als Autofahrerin über die damit verbundenen temporären Einschränkungen genauso genervt bin, wie die anderen Verkehrsteilnehmer. „Zukunftsfest“ ist Schwerin hoffentlich nie, denn Zukunft ist eher ein fließender Begriff, ein Prozeß, den wir stetig begleiten und beleben müssen. Insofern haben Sie in diesem Zusammenhang, wahrscheinlich ungewollt, ein schönes Bild formuliert: eine Straße zu bauen, die in die Zukunft führt und diese auch zu warten, damit man nicht in der Gegenwart stecken bleibt!

Frage: Nach dem 20. MV-Tag folgt am 3. Oktober „20 Jahre deutsche Einheit“. Wie beurteilen Sie die Entwicklung seit 1990? Sagen Sie jetzt aber nicht, dass das Westfernsehen doch nicht so interessant wie erhofft ist – das wussten alle vorher.

Dorin Müthel-Brenncke: Ich komme ganz selten zum TV schauen, allerdings bei der Fußballweltmeisterschaft war das schon etwas anders. Das sind schöne Erlebnisse, diese gemeinsame und geteilte Freude dem Alltag und auch so mancher Enttäuschung zum Trotz!
Die deutsche Einheit, für die die Mehrheit letztendlich demonstrierte, sich einsetzte, ist ein Gewinn, ein Glücksfall gerade für unser Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, das erst seit 20 Jahren „in dieser Form“ existiert und sich so nennen darf. Sicherlich die Entwicklungen seit 1990 brachten sowohl Chancen als auch Risiken mit sich, aber das Positive überwiegt eindeutig!

Dann persönlich, beruflich und politisch maximale Erfolge für Sie!

Marko Michels

Exkurs: Feiern auf der Freilichtbühne
Der Festumzug zum 850. Geburtstag vorbei, das Drachenbootfestival Geschichte und ebenfalls der MV-Tag – alles kein Problem. In Schwerin wird namhaft und konzertiert weiter gefeiert. Am 20. und 28. August, jeweils um 18.30 Uhr, kommt „Unheilig“ auf die Freilichtbühne. Am 27. August folgt eine „Musical-Night“ ab 20.00 Uhr und am 30. August wird dort Chris de Burgh seinen Auftritt haben.

Fotos:
1. Foto: NDR/Marco Maas
2., 4. und 5. Foto: M. Michels
3. Foto: Dorin Müthel-Brenncke/privat

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