Nachdem Schwergewichtler Albon Pervizaj in das Profilager des Sauerland-Teams gewechselt ist, sucht der nächste Athlet vom Boxclub TRAKTOR neue Herausforderungen im Profi-Geschäft.
Nach 24 Jahren nahmen erstmals wieder Boxer aus Schwerin an der Olympiade teil. Im August reiste Araik als einer von sechs Boxern nach Rio zu den Olympischen Spielen. In Brasilien musste er sich im ersten Kampf seinem starken Kontrahenten aus Venezuela geschlagen geben. Seine olympische Karriere krönte Araik 2013 mit der Silber-Medaille bei den Europameisterschaften und der Bronze-Medaille bei den Weltmeisterschaften in Almaty. Für seine Leistungen wurde Araik 2013 zum „Boxer des Jahres“ von der renommierten Zeitschrift „BOXSPORT-Magazine“ ausgezeichnet.
Im Gespräch Vereinspräsident Frank Kleinsorg:
Wie wird mit dem Wechsel von Araik beim TRAKTOR umgegangen?
Wir sind stolz, einen Sportler wie Araik auf dem weiten Weg seiner olympischen Karriere begleitet zu haben. Als Kind erlernte er das Boxen bei Wassili Kholosha, wechselte dann an das Landesleistungszentrum zu Andy Schiemann und konnte unter Cheftrainer Michael Timm internationale Erfolge feiern. Nach zwei langen Olympiazyklen ist es verständlich, wenn Araik sich neuen Herausforderungen im Boxgeschäft stellt. Für unsere jungen Sportler zählt er neben Jürgen Brähmer schon lange zu den Idolen. Vielleicht wird seine Karriere ja beispielgebend für die weiteren jungen Talente.
Wir drücken Araik die Daumen und er wird weiterhin seine Heimat in unserem Verein finden.
War der Wechsel von Araik schon vorher bekannt oder war er eher überraschend?
Schon 2012 gab es Angebote aus dem Profilager, wie wir aus Gesprächen mit Araik wissen. Umso schöner war es, dass Araik sich zur Fortsetzung seiner olympischen Karriere motivieren konnte.
Für uns ist es auch selbstverständlich, dass ein erfolgreicher Boxer irgendwann seine Karriere mit dem Gewinn eines Weltmeistertitels bei den Profis krönen möchte. Nicht zu vergessen sind hier auch die hohen Gagen, von denen junge Sportler träumen. Auch die mediale Präsenz des Profiboxens ist gegenüber dem Olympischen Boxen viel höher. Im gesellschaftlichen Leben ist es doch auch selbstverständlich: wer ein neues und attraktives Jobangebote erhält oder in der Karriereleiter nach oben kommt, wechselt doch auch den Job.
Ist der Profiwechsel solcher Athleten ein Verlust für den Verein?
In kleinster Weise. Das Interesse an den top ausgebildeten Sportlern, die hier am Landesleistungszentrum trainieren spricht für die gute Arbeit des Trainerteams. Vielmehr sollte endlich ein Konsens gefunden werden, wie wir von dieser guten Ausbildung partizipieren können.
Wenn die Boxer erfolgreich werden und die Profilager große finanzielle Summen hebeln, muss auch ein Teil vom Kuchen für die Nachwuchsarbeit an die Basis fließen. Die Ausbildung junger Sportler ist teuer und wird weitestgehend nicht gefördert. So können wir eine kontinuierliche Ausbildung junger Sportler gewährleisten und sie über eine erfolgreiche olympische Karriere fit für die Krönung ihrer Laufbahn als Profiboxer machen.
Wird es weiterhin eine Zusammenarbeit oder eine Verbindung zwischen dem Club und Araik oder auch anderen Profi-Athleten geben?
Diese Zusammenarbeit existiert ja schon. Da das Sauerland Team um Jürgen Brähmer und Conny Mittermaier einen Großteil ihres Trainings in Schwerin absolviert haben, ist eine unmittelbare Nähe vorhanden. Wir können uns gegenseitig ergänzen und uns gemeinsam nach vorne bringen.
Natürlich müssen wir das Ganze noch strukturieren, damit es wirklich etwas ganz Großes hier in Schwerin werden kann. Für uns stand jedoch erst einmal Olympia 2016 im Focus und dem wurde die letzten 18 Monate alles untergeordnet.
Wird sich der TRAKTOR in Zukunft anpassen bezüglich der Zulassung von Profisportlern an den Olympischen Spielen?
Das hängt sicher in erster Linie davon ab, welche Entscheidungen diesbezüglich die AIBA trifft und wie der deutsche Boxverband sie national umsetzt. Fakt ist, dass eine Zusammenarbeit mit den Profis vorangetrieben werden muss. Wir sind gerne bereit hier eine Schlüsselrolle zu übernehmen.
Für uns steht weiterhin die Ausrichtung der Sportler zu einer olympischen Laufbahn im Vordergrund. Da haben wir quasi eine traditionelle Verantwortung zu tragen. Die Trennung von Profiboxen und Olympischen Boxen macht nach meiner Auffassung keinen Sinn. Wir sollten hier endlich Verbandsübergreifend aktiv werden.