„Zu Hause“ – Jürgen Brähmer und Sebastian Zbik, zwei Mecklenburger Jungs kehren zu ihren Wurzeln zurück. Mit ihren Trainern Fritz Sdunek und Michael Timm kommt das Quartett zu zwei WM-Kämpfen in vier Wochen am 19. Dezember 2009 in die Schweriner Sport- und Kongresshalle.
Schwerin (pb): Schwerin als „Boxhochburg“ verkörperte die Boxstaffel des SC Traktor Schwerin, von 1957 bis 1959 gewann der SC Traktor dreimal die Mannschaftsmeisterschaft der DDR und von 1972 bis ins Jahr 1990 holte die Schweriner Mannschaft weitere 15 Meistertitel nach Schwerin. Nach der Wiedervereinigung gewann der Schweriner SC 1991 die erste gesamtdeutsche Mannschaftsmeisterschaft.
Schweriner Box-Legenden:
Paul Nickel (Mittelgewicht) gewann 1957 die EM-Bronzemedaille, er war der erste internationale Medaillengewinner der Schweriner. Nach seiner aktiven Zeit war Paul Nickel in den 1970er Jahren Trainer der Schweriner Traktor Boxer. Der vom ihm trainierte Jochen Bachfeld (Weltergewich) wurde 1976 in Montreal Olympiasieger und Vereinskamerad Richard Nowakowski (Federgewicht) gewann Silber. Im Jahr 1977 holte Nowakowski den ersten EM-Titel nach Schwerin, mit zwei Olympischen Medaillen und zwei Europameistertiteln dürfte Nowakowski der erfolgreichste Schweriner Boxer sein.
Als die DDR und die RGW-Staaten 1984 die Olympischen Spiele in Los Angeles boykottierten, fand in Havanna ein Box-Ersatzturnier statt. Torsten Schmitz (Weltergewicht) gewann als einziger Nichtkubaner seine Gewichtsklasse.
Gleich drei Traktor-Boxer siegten bei der EM 1985, René Breitbarth, Dieter Berg und Michael Timm. Alle drei wurden von Fritz Sdunek trainiert. Andreas Tews (Fliegengewicht; Trainer Otto Ramin) gewann 1987 den EM-Titel und bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul Silber, Andreas Zülow (Leichtgewicht) erkämpfte die Goldmedaille. Andreas Tews wurde 1992 Olympiasieger in Barcelona und Andreas Zülow holte sich seinen insgesamt siebten deutschen Meistertitel.
1997 holte das Boxteam des Schweriner SC sich den Mannschaftsmeistertitel, errang den Titel auch im Folgejahr 1998. Dies war der 19. Meistertitel für die Schweriner – aber auch der vorläufig letzte. 2002 wurde die Abteilung Boxen des SSC aufgelöst, eine EM-Bronzemedaille erkämpft Sebastian Zbik.
Der neugegründete BSC Schwerin kommt 2006 ins Finale der Mannschaftsmeisterschaft, bedingt durch finanzielle und personelle Probleme sagen die Schweriner aber den Finalkampf gegen den BC Heidelberg ab.
Neuanfang 2009/10: In der 2. Bundesliga Boxen geht der BC Schwerin wieder in den Ring, erster Punktekampf auswärts am 21.11.2009 beim BSK Seelze. Erster Heimkampf: 09.01.2010 gegen den SV HJalle. Trainer der Schweriner Boxstaffel sind Andy Schliemann und Martin Dressen, Mannschafrsleiter: Richard Nowakowski.
Mit den Trainern Fritz Sdunek und Michael Timm sowie den Boxern Jürgen Brähmer und Sebastian Zbik kehrt ein Box-Quartett an seine Wurzeln zurück. Die beiden Profi-Boxer Brähmer und Zbik lernten beim Traktor-Nachfolger Schweriner SC ihr boxerisches Einmaleins, wurden für den SSC Junioren-Weltmeister (Brähmer) und EM-Bronze Gewinner (Zbik) sowie deutsche Meister. Heute sind alle vier beim Universum Boxstall Hamburg engagiert.
Brähmer (WM-Titel) und Zbik (Interims-WM-Titel) treten am 19. Dezember 2009 in Schwerin zur Titelverteidigung an.
Passend zu den Wurzel des Schweriner Boxsportes, fuhren zum ersten Fototermin der Champions Night auf der Schweriner Schlossbrücke zwei Traktoren vor – stilecht präsentierte sich das Quartett.
Sebastian Zbik: „ Das wird das persönliche Highlight meiner Karriere. Ich hoffe, dass alle Freunde und Verwandte vorbeikommen. Die Halle wird bestimmt zum Hexenkessel“. Zbik boxt gegen den Italiener Emanuele Della Rosa.
Jürgen Brähmer: „ Ich freue mich sehr auf Schwerin. Für mich ist es das Beste, was mir passieren kann. Vor meiner Haustür einen WM-Gürtel zu verteidigen, war immer mein Traum“. Jürgen Brähmer (seit seinem K.o.-Sieg gegen Kuziemski Interims-Weltmeister) „erbte“ den WBO-Gürtel von Zsolt Erdei und will seinen WM-Titel gegen WBO-Europameister Dmitry Sukhotsky (Russland) verteidigen. Brähmer: „Ich freue mich sehr, dass ich mein Ziel erreicht habe, Profi-Weltmeister zu sein. Jetzt will ich zeigen, dass ich den Gürtel zu Recht trage.“ Foto (4): P. Bohne
Nachsatz Verfasser: Sollte in der Historie des Schweriner Boxsportes jemand nicht erwähnt worden sein, so bitten wir um Nachsicht und entsprechende Information an die Schwerin-NEWS Redaktion.
23.11.09, Marko Michels (Schwerin) schrieb uam.: Seit dem 1.Juni 1955 nahm die Sportklubleitung Traktor ihre Tätigkeit in Schwerin auf und begann mit der „Konzentrierung“ der besten Leistungssportler der Sportvereinigung. Am 18.Juni 1955 konstituierte sich der „SC Traktor Schwerin“ mit einer „Gründungsversammlung“ offiziell in Schwerin.
Zunächst nahm die Sektion Boxen im SC Traktor Schwerin die sportliche Arbeit auf. Bereits Anfang Juni 1955 hatte der renommierte Trainer Herbert Eylert, der bis dahin die Box-Staffel der BSG Traktor Demmin betreute, eine „bunte Truppe“ für die Schweriner „Traktoren“ aufgebaut. Den Stamm des „neuen“ Teams für den SCT bildeten daher auch die „alten“ Demminer Boxer, wie Wolfgang Labahn, Heinz Nagel, Duda und Karnstädt. Wolfgang Altrichter stammte ursprünglich aus Halle, Gerhard Muschak aus Anklam und Eberhard Matthäus aus Landesberg/Halle. In atemberaubendem Tempo mußte diese Staffel eine hohe Fitness und große Schlagkraft aufweisen, denn schon am 25.Juni 1955 mußte sie sich in der Staffel II der DDR-Oberliga gegen die BSG Chemie Bernburg behaupten.
Die Nachwuchsarbeit bei den Boxern zeigte schnell erste Erfolge: Mitte Juli 1955 trainierten unter Anleitung der beiden SCT-Boxtrainer Herbert Eylert und Georg Walter schon 10 Jugendliche. Zudem erhielten die Boxer am 12.7.55 auch eine eigene Sektionsleitung, die aber der Klubleitung unterstellt war.
Im Übrigen hatten Schweriner Faustkämpfer schon vor der Gründung des SCT für Furore gesorgt. So erkämpfte H.Brien, für Empor Schwerin startend, 1951 bzw. 1952 den (ost-)deutschen Meistertitel im Fliegengewicht; G.Schmidt (ebenfalls Empor Schwerin) erkämpfte dazu 1952 den gleichen Titel im Federgewicht.