Was die Auszubildenden im Handwerk von ihrer Lehre halten, wie sie ihre Ausbildungsstelle gefunden haben, ob sie sich gut auf das Berufsleben vorbereitet fühlen und welche Zukunftsvorstellungen sie haben:
Antworten dazu liefert eine aktuelle Befragung der Handwerkskammer Schwerin, an der 251 Lehrlinge aus verschiedenen Handwerksberufen und -betrieben teilgenommen haben. 97% davon sind männlich, lediglich 2% haben einen Migrationshintergrund.
Entscheidung für Wunschberuf und Spaß im Job
88% der Auszubildenden erlernen ihren Wunschberuf oder eine gute Alternative dazu. Für die wenigsten ist ihre Ausbildung im Handwerk demnach nur eine „Notlösung“. Von der Schule fühlen sich 86% gut auf das Berufsleben vorbereitet, 14% beantworten diese Frage danach mit Nein. Mit Blick auf ihre Ausbildungsbetriebe beklagen sogar nur 5% der befragten Lehrlinge eine eher schlechte Vorbereitung auf das Berufsleben.
Praktikum ist bester Einstieg
Die Ergebnisse der Umfrage belegen die Bedeutung des Praktikums, das noch vor dem Einfluss von Familie, Freunden und Bekannten die wichtigste Rolle für den Start ins Berufsleben spielt. Mehr als ein Viertel aller Lehrverträge (26%) kommt über diese „Schnupperwochen“ im Betrieb zustande.
Aber Familie und Freunde sind immerhin noch wichtiger als Inserate und das Internet: 18% haben den Hinweis auf ihre Lehrstelle von der Familie, 16% von Freunden. Mit 16% erweist sich auch die Agentur für Arbeit als wichtige Anlaufstelle für die Suche nach der Lehrstelle. Schulen und Lehrer spielen hingegen für die Wahl des Berufes und des Ausbildungsplatz nach Aussagen der Azubis keine Rolle.
Für Edgar Hummelsheim, Hauptgeschäftsführer der HandwerkskammerSchwerin, sind diese Ergebnisse der eindeutige Beleg dafür, wie wichtig der frühzeitige Kontakt zwischen Schülern und Betrieben für ein erfolgreiches Ausbildungsverhältnis ist. „Praktikumsplätze und bezahlte Ferienjobs für Schüler anbieten ist für die Betriebe das beste Erfolgsrezept für die Nachwuchssicherung.“ Die Tatsache, dass die Schulen für die berufliche Orientierung offenbar gar keine Rolle spielen, ist nach Aussage von Hummelsheim „nicht akzeptabel“. Hier sei dringender Handlungsbedarf geboten.
Zeit für die Lehrstellensuche
Der größte Teil der Auszubildenden (40%) hat bis zu 6 Monate nach einer Lehrstelle gesucht, 26% geben eine Zeit von bis zu drei Monaten an. Ein Jahr vor Lehrbeginn haben bereits 20% der befragten Jugendlichen mit der Suche begonnen.
Vielfältiger Blick in die Zukunft
Trotz des vielfach thematisierten Fachkräftemangels ist die damit verbundene positive Botschaft für die Jugend bei diesen offenbar noch nicht überall angekommen. Lediglich 56% der Lehrlinge beurteilt die Chancen, vom Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden, tatsächlich als gut.
Es sind aber auch nicht wenige, die das von sich aus gar nicht anstreben bzw. die sich perspektivisch weiterentwickeln wollen. So planen 28% der befragten Azubis, nach der Lehre das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zu verlassen und sich außerhalb des Landes einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. 12% der Befragten möchten noch eine andere Berufsausbildung beginnen.
Erfreulich: 21% der Azubis planen bereits im Rahmen der Lehre konkret ihre Meisterausbildung bzw. streben eine andere Weiterbildung im erlernten Beruf an. Die Unterstützung durch den Betrieb könnte dabei ein wichtiges Instrument zur längerfristigen Bindung der Fachkräfte bilden.
Dr. Petra Gansen