Der Mann mit dem goldenen Diskus

Schwerin kann feiern: Ein halbes Jahrhundert Jürgen Schult!

juergenschultbild1.jpgSchwerin: Er war nicht nur „Schult“; er ist es noch immer! Der Mecklenburger Diskus-Recke Jürgen Schult, das Urgestein einer leichtathletischen Disziplin, wird ein halbes Jahrhundert alt. Und der gebürtige Neuhauser von der Elbe, der neben Hochspringer Gerd Wessig das Leichtathletik-„Aushängeschild“ des SC Traktor Schwerin bzw. Schweriner SC war, gehört neben dem ersten Diskus-Olympiasieger der Neuzeit Robert Garrett, den anderen erfolgreichen Diskuswerfern „der amerikanischen Schule“, dem Vierfach-Olympiasieger Al Oerter, Martin Sheridan, Clarence Houser, Mac Wilkins, dem Litauer Virgilijus Alekna oder dem fünffachen Weltmeister Lars Riedel zu den bekanntesten Akteuren aller Zeiten in seiner Zunft.

Und die Ära des Jürgen Schult währte mehr als zwei Jahrzehnte: Seit 1983 bis hin zu Olympia 2000 in Sydney war er oftmals das „Maß aller Diskuswurf-Dinge“ – ein echter Meister seines Faches: Immer eine Top 8-Platzierung ! Aber in besonderer Erinnerung bleiben natürlich seine Erfolge: Bei Weltmeisterschaften gab es für ihn 1 x Gold (1987), 1 x Silber 1999 und 2 x Bronze 1993/97. In Sevilla 1999 schnappte ihm dabei ausgerechnet der „Ami mit den schwachen Nerven“ das WM-Gold weg. Anthony Washington, der sonst bei Großereignissen nichts „riss“, wurde mit dem letzten Wurf Weltmeister.

„Schulle“ konnte sich hingegen immer noch mit dem Weltmeistertitel 1987 in der „ewigen Stadt“, in Rom, mehr als trösten. … Zumal er ja noch ein paar „Plaketten“ nebenbei mitnahm … So wurde er 1990 Europameister, 1998 Vize-Europameister und 1994 EM-Dritter. Im Weltcup konnte er 1989 Platz eins belegen und 1985 Platz zwei. Seine großen Stunden hatte er jedoch bei Olympia: 1988 in Seoul, 1992 in Barcelona, 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney nahm er an den Spielen teil.

Und für ihn sollte dabei eine alte „Bibel-Weisheit gelten: Die Ersten werden die Letzten sein ! Er wurde bei den Olympischen Spielen 1988 zum ersten und – leider – einzigen Mal Olympiasieger. An jenem ersten Oktober des Jahres 1988 sollte er jedoch, was damals noch niemand erahnte, zugleich der letzte Olympiasieger der DDR überhaupt sein. Zwei Jahre später – am 3.Oktober 1990 – vereinigten sich die Bundesrepublik und die DDR. Jürgen Schult`s Olympiasieg 1988 war somit historisch. Mit der „Historie“ hatte es der Schweriner „Traktorist“ ohnehin: Am 6.6.1986 als alle gebannt die Fußball-WM in Mexico verfolgten, warf er in Neubrandenburg den Diskus – bei günstigen Winden – auf die sagenhafte Weite von 74,08 Metern. Noch heute Weltrekord!

Natürlich konnte Jürgen Schult auch nach seiner aktiven Zeit nicht vom Diskuswerfen lassen. Er wurde Bundestrainer.
Jürgen Schult – der Mann, der zwar nicht mit den Wölfen tanzte, dafür aber den Diskus immer gekonnt „jonglierte“ ! Auf das nächste halbe Jahrhundert !

Marko Michels

Foto: Wenn einer „Schult“ ist, dann aber so richtig: Weltrekord 1986 !
Bundesarchiv
Bild-Nachweis: BUndesarchiv Koblenz, Bild 183-1986-0608-300
Fotograf: Bernd Settnik / ADN-ZB Settnick 8.6.1986 / Lizenz CC-BY-SA 3.0 Jürgen Schult 1986 vor der Anzeigentafel mit der Weltrekord-Weite.

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