Licht und Schatten über der Landeshauptstadt MV
Das zweite Oktober-Wochenende hat es noch einmal in sich: Goldener Herbst, „Gold“ und Glamour bei der Fashion-Party im Schloßparkcenter, Vielfaches Gold bei den Weltreiterspielen für Deutschland, sieben goldene Torschüsse für Hansa Rostock gegen den Neumühler SV im Stadion am Lambrechtsgrund, goldene Stimmen bei der Opern-Inszenierung „Die Zauberflöte“, gekonnt präsentiert von den Schülern der 6.Klasse der Freien Waldorfschule im „Capitol“, „goldenes“ Papilio-Zertifikat für die Kita „Rappelkiste“, die es damit als erste Kindereinrichtung in MV erhielt, und eine „goldige“ Premieren-Aufführung der Kinder-Oper „Max in der Wolfsschlucht“ im E-Werk.
Viele Besucher hatte auch der Trödel-, Antik- und Flohmarkt am Sonntag in der Schweriner Flaniermeile – der Mecklenburgstrasse. Von alten Olympiabüchern über alte Tassen bis hin zu John-Lennon-Platten (wäre gerade 70 geworden …) konnte man fast alles erwereben.
Eine beeindruckendes Solo-Konzert gab Ex-Rainbird Katharina Franck im „Speicher“ (Bericht darüber folgt), Tim Fischer erinnerte im „Capitol“ musikalisch an Hildegard Knef, „Mozart um Vier“ (plus Richard Strauss) begann am 10. Oktober pünktlich um 16.00 Uhr im Konzertfoyer des Staatstheaters, in der Sport- und Kongreßhalle wurden Heimwerker auf der Messe“ Eigenheim und Handwerk“ verwöhnt, dazu wurde das Jubiläum „275 Jahre Katholische Schule in Schwerin (heutige Niels-Stensen-Schule) gefeiert, das Ensemble TANGO 3 trat in der Reihe „KON-Takte“, dem 7. Konzert 2010, mit dem Programm „Continuando con Piazzolla – Es geht weiter mit Piazzolla“ auf und auf dem Grunthalplatz fand das sechste Jumpmeeting in Schwerin statt.
Nicht konzertiert, ganz nicht goldig, wenig taktvoll ist jedoch die Debatte um finanzielle Kürzungen im Kultur- und Sportbereich Schwerins. Sicher sind angesichts leerer Kasse keine großen Sprünge a la Jumpmeeting möglich, aber die kulturellen Kürzungspläne sind kein konstruktiver „Sprung nach vorn“, sondern eher eine „Rolle rückwärts“.
Dann könnten zwischen Montag und Sonntag gleich ab 18.00 Uhr die Bürgersteige Schwerins hoch geklappt, die noch vorhandenen Diskotheken in Teestuben für Senioren umgebaut werden – Motto „Senioren statt Senoritas“, statt Skateboards eben Rollatoren.
Wozu klassische und moderne Life-Konzerte, es gibt ja „Dödel-TV“, „Dudel-Funk“ und „Playstation“! Wird aus dem ausgezeichneten „Ort der Vielfalt“ nun eine „Stätte der Einfalt“?
Eine wichtige Stimme in diesem Kampf gegen Einfalt, Pessimismus und Destruktivität ging in der vergangenen Woche verloren. Der Journalist der „Schweriner Volkszeitung“, Mathias Gröckel, der als rasender Reporter über Brennpunkt-Themen der Stadt berichtete, sei es auf sozialem, kommunalpolitischen, kulturellen oder sportlichen Gebiet, starb plötzlich und unerwartet. Wieder jemand weniger, der konstruktiven Einsatz zeigte, wenn es um Missstände in der Stadt ging, wenn sachorientierte Kritik notwendig war. Diese journalistische Stimme wird fehlen.
Schwerin zeigte in der ersten Oktober-Woche die altbekannten zwei Gesichter: Viel Positves, wenn es das soziale, kulturelle und sportliche Engagement der Bürger betraf, viel Negatives, wenn es sich um das planlose Diskutieren in der Stadtvertretung handelte.
Sich der letzten „Schätze“ der Stadt – mit geringstem Widerstand – zu entledigen, und das sind nun einmal die Kultur und der Sport, zeugt nicht gerade von einem weiten Blick der kommunalen Entscheiderinnen und Entscheider.
Zumindest geht es kulturell erst einmal vielfältig in Schwerin weiter: Am 12. Oktober beginnen die 15. Schweriner Literaturtage. Im Speicher tritt Altmeister Otto Mellies am 15. Oktober auf, zuvor, am 14. Oktober, gastiert an gleicher Stelle der talentierte, musikalische Newcomer Jimmy Bowskill, und am 30. Oktober gibt es ein kontrastreiches Programm zwischen der 26. Pioneer alpha-Party in der Kongreßhalle und die Schweriner Kunstnacht in zehn Museen der Stadt.
Noch wirken die finanziellen Kürzungspläne „nur“ mental bei Betroffenen und Interessierten. Aber „Irgendwann“ wird daraus „so oder so“ Realität. Aber vorerst gibt es noch einmal „Kultur nonstop“ …
Marko Michels