Helgoländer Rotary Club setzt sich seit 15 Jahren für Kinder mit Behinderung ein

Weihnachtsmänner von der Nordsee-Insel
Schuleiterin Margit Diehl und Jürgen Heinz vom Rotary Club Helgoland packen die Geschenke aus. Der Rotary Club Helgoland ist seit mehr als 15 Jahren ein treuer Förderer der Weinbergschule im Diakoniewerk Neues Ufer. In diesem Jahr wurde eine Spende im Wert von 900 Euro übergebenIn der Weinbergschule in Schwerin, einer Schule für Kinder mit Behinderung, ist heute Bescherung. Drei große Pakete haben die Gäste vom Rotary Club Helgoland den Schülern und Lehrern mitgebracht. Darin sind Zahlen und Buchstaben für die elektronische Tafel, Trommeln, Bälle, Percussionsinstrumente und bunte Bänder für die Turnstunden. Mit dieser Spende im Gesamtwert von 900 Euro bekräftigt der Rotary Club Helgoland eine bereits 15 Jahre andauernde, enge Partnerschaft zu den Schweriner Kindern aus der Weinbergschule.

Die Aula der Weinbergschule schmückt ein großer Tannenbaum. Sterne hängen daran und Kugeln und in der Nähe riecht es nach Tannenwald. Mehr als 70 Menschen, Schüler, Lehrer, Erzieher, sitzen gespannt in den Stuhlreihen. Gleich neben dem Baum, die Bühne, hat gerade Platz für die drei großen Pakete. Das erste darf Max auspacken. Behutsam nimmt er drei Holzkästchen heraus und hält sie wie einen Pokal in die Höhe. „Diese Zahlen und Buchstaben gehören zu einer elektronischen Tafel – sie hilft unseren Schülern unter anderem den Zahlenraum bis zehn zu erkunden“, erklärt Schuleiterin Margit Diehl. Beim nächsten Geschenk sind keine Erklärungen nötig: Markus und Benjamin greifen die bunten Bänder und lassen sie in der Luft tanzen, zaubern Figuren und Farbenspiele. Dazu gesellt sich der Klang einer kistenförmigen Trommel, es ist eine Cajon, ein spanisches Percussionsinstrument. Dann geht es an das dritte Paket und kaum einen Schüler hält es auf dem Platz, als Bälle zum Vorschein kommen: Basketbälle und Fußbälle fliegen durch den Raum, werden gefangen, weiter gegeben und zurückgeworfen.
Bereits zuvor haben die Kinder einmal Danke gesagt, haben ein Programm gespielt von der Weihnacht der Tiere, haben Gedichte aufgesagt, Lieder gesungen und Bilder gezeigt. Nun darf auch die Schulband noch einmal ihr Können beweisen – „My heart will go on“ interpretieren sie mit Keyboard, Schlagzeug, Flöte und Gitarre – ohrenbetäubend ist der Applaus. Zwischen den Kindern, Lehrern und Heilerziehern klatschen auch fünf Männer in dunklen Anzügen – Jürgen Heinz, Marc Oswald, Horst Weddig, Lutz Hardersen und Dr. Otto Köpp sind gestern bereits von der Nordseeinsel Helgoland nach Schwerin gekommen, nun sitzen sie sichtlich bewegt in der Aula der Weinbergschule. „Wir sehen, dass sich die Kinder hier wohlfühlen, wir sehen, mit wieviel Zuwendung und Freude hier gearbeitet wird. Wir freuen uns, diese Arbeit unterstützen zu können“, sagt Jürgen Heinz. Seit 15 Jahren bereits ist der Helgoländer Rotary Club ein treuer Förderer der Schweriner Weinbergschule. Mindestens einmal im Jahr nutzen die Rotarier die Gelegenheit, Schwerin zu besuchen, hospitieren im Unterricht, frischen Freundschaften auf und plaudern über gemeinsame Stunden auf der Insel. Denn auch das machen die 27 Mitglieder des Service-Clubs möglich: Fast im Jahresrhythmus können Kinder der Weinbergschule ein paar Tage auf Helgoland verbringen. So entstehen Bindungen, die weit über die Geschenke zur Weihnacht hinaus reichen. „Es ist uns wichtig, persönlich Teil zu haben an dem Leben der Kinder und der Schule – wir sind keine Scheckbuch-Rotarier“, betont Horst Weddig.
Die Weinbergschule in Schwerin ist, so steht es groß am Gebäude zu lesen, eine „evangelische kooperative Schule zur individuellen Lebensbewältigung“, das Motto der Schule sagt viel über das Miteinander hier aus: „Jeder Mensch ist einzigartig – wir nehmen ihn an.“ Fast 70 Schüler lernen in dem zweigeschossigen Haus – es ist ein umgebauter Kindergarten – Kinder mit ganz verschiedenen Behinderungen im Alter von sechs bis 18 Jahren, schwerst-mehrfachbehinderte Kinder ebenso wie Kinder mit einer geistigen Behinderung. „Es ist die längste und intensivste Partnerschaft, die ich kenne“, sagt Schulleiterin Margit Diehl und nickt Jürgen Heinz zu, „sie ermöglicht uns seit 15 Jahren, den Kindern ganz besondere Höhepunkte zu bieten – jeden Tag im Unterricht hier an der Schule und einmal im Jahr sogar auf Helgoland.“ Dass die Kinder dies zu schätzen wissen, hat die Stunde in der Schulaula gezeigt. Doch auch Eltern seien des Lobes voll, so Margit Diehl.
Dank solcher Partnerschaften haben die Lehrer der Weinbergschule den Rücken frei, um auch konzeptionell nach vorn zu denken: Für die Schüler der Abschluss-Stufe zum Beispiel gibt es eine Trainingswohnung, in der der selbstständige Alltag erlernt werden kann, Einkaufen, Kochen, Straßenbahn fahren, den Stadtplan lesen – das alles trainieren die Schüler in kleinen Gruppen, sodass vielen von ihnen trotz ihrer Behinderung ein Leben in größtmöglicher Selbstständigkeit offen steht.
Das alles wissen auch die fünf Besucher. In Briefen und Telefonaten bleibt man in Verbindung, für die Schule ist es ebenso wichtig, Neuigkeiten von der Insel zu hören, wie es für die Helgoländer die Treffen mit den Kindern sind. Wilfried Meier, Bäckermeister auf Helgoland, zum Beispiel kann heute nicht dabei sein – er wird Weihnachtsgebäck als einen kleinen Gruß nach Schwerin schicken. Und im kommenden Jahr, das hat Jürgen Heinz bereits in der Aula versprochen, kommen sie wieder – die Weihnachtsmänner in den dunklen Anzügen, nicht vom Nordpol, wohl aber von der Nordsee.

Thomas Naedler

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