Im Rückspiegel: Das Sportfest der Vielfalt in Schwerin

Nachgefragt bei Frau Dr. Monika Knauer (VBRS M-V)

Rollstuhlfechten gehört zu den landesweit erfolgreichsten und traditionsreichsten Sportarten für Athleten mit Handicaps. (Foto: M. Michels)Der paralympische Sport hat in Mecklenburg-Vorpommern eine gute Heimat. So konnten bei den letzten Paralympics 2012 in London Athletinnen und Athleten aus hiesigen Vereinen oder auch solche mit „MV-Wurzeln“ ausgezeichnete Ergebnisse erzielen. So gab es damals jeweils Gold für die Judo-Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig (PSV Schwerin), Bronze im 100 Meter-Lauf für Jana Schmidt (1.LAV Rostock), Silber im Schwimmen für den gebürtigen Schweriner Torben Schmidtke, Silber im Rollstuhl-Fechten für Simone Briese-Baetke (früher Waren/Müritz) und Platz vier im 100 Meter-Lauf für die gebürtige Schwerinerin Vanessa Low.

Am letzten Mai-Wochenende gab es in Mecklenburg-Vorpommern gleich zwei wichtige sportliche Wettkämpfe für Athleten mit Handicap: die Deutschen Meisterschaften im Rollstuhl-Fechten in Greifswald und das 24. Norddeutsche Sportfest der Vielfalt in Schwerin.

Wir haben mit Dr. Monika Knauer, Geschäftsführerin des Verbandes für Behinderten- und Rehabilitationssport in M-V, gesprochen.

Frage: Frau Dr. Knauer, das Norddeutsche Sportfest der Vielfalt wurde nun bereits zum 24. Mal ausgetragen. Welchen Stellenwert, welche Bedeutung hat dieses sportliche Ereignis?

Dr. Monika Knauer: Das Sportfest in Schwerin gehört zu den vier großen Landessportfesten, die wir gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort im Jahresverlauf organisieren. Neben dem Herbstspiel- und –sportfest für Kinder und Jugendliche in Rostock ist das Schweriner Sportfest eine der aufwendigsten, aber auch schönsten Veranstaltungen unseres Verbandes. Das Besondere des Sportfestes in Schwerin ist die Vielfalt in den Angeboten und Sportmöglichkeiten, aber auch die Vielfalt der unterschiedlichen Menschen, die an diesem Tag gemeinsam Sporttreiben und gemeinsame Zeit verbringen. Für die verschiedenen Sportarten bietet das Sportfest einen idealen Rahmen, eigene Turniere und Meisterschaften durchzuführen oder durch Demonstrationswettkämpfe für die Sportart zu werben.
Für den Breitensportler, der regelmäßig am Vereinssport, aber nicht an Wettkämpfen teilnimmt, ist der Mehrkampf für Jedermann eine Möglichkeit, die eigene Leistungsfähigkeit zu testen und Neues kennenzulernen.

In vielen Gesprächen am Rande des Sportgeschehens bekomme ich von Teilnehmern und Verantwortlichen die Bestätigung, dass das Sportfest der Vielfalt eine feste Größe im eigenen Terminkalender geworden ist. Auch unsere ukrainischen Gäste kommen jedes Jahr mit einer noch größeren Delegation und sie nehmen immer wieder neue Anregungen mit in die Heimat. Mit dem Spendenlauf, der am 30. Mai im Stadion Lambrechtsgrund Premiere hatte, wollen wir ganz im Sinne der „Vielfalt“ künftig gemeinsam mit dem Sanitätshaus STOLLE den Schweriner Sport unterstützen.

Wir hoffen, dass wir somit auch viele Schweriner für unser Sportfest begeistern können. Vergessen möchte ich nicht, dass wir unsere Landesveranstaltungen nur durch das großartige Engagement unserer Vereine, Partner, Förderer und ehrenamtlichen Helfer erfolgreich organisieren können. Ihnen allen gilt unser besonderer Dank.

Frage: In 16 Monaten werden die Sommer-Paralympics in Rio ausgetragen… Welche Athletinnen und Athleten aus M-V haben gute Chancen dort dabei zu sein? Ramona Brussig, die auch beim Sportfest der Vielfalt vor Ort war, gehört sicher dazu…

Dr. Monika Knauer: Ja, mit Sicherheit gehören unsere Judoka Carmen und Ramona Brussig, PSV Schwerin, zu den Athleten, die Chancen haben, sich für Rio 2016 zu qualifizieren. Sie sind Mitglied im TOP-Team des Deutschen Behinderten-Sportverbandes und aktuell mit Medaillen von der WM in Seoul zurückgekommen. Carmen wurde Weltmeisterin und Ramona belegte Platz drei. Seit Jahren behaupten sich die beiden „großen Damen“ des Judosports in der Weltspitze.
Auch Stefan Nimke (PSV Schwerin) und Partner Kai Kruse (Schweriner SC) haben sich viel vorgenommen. Mit dem dritten Platz bei der diesjährigen Bahn-Rad-WM im Para-Cycling haben die beiden Schweriner ein deutliches Achtungszeichen gesetzt. Die Leichtathleten Jana Schmidt und Sebastian Vogt (beide 1. LAV Rostock), die Schwimmerin Denise Grahl (Hanse-Schwimmverein Rostock), der Ruderer Marcus Klemp (Ribnitzer SV) sowie die Goalballer, Fechter und Rugby-Spieler kämpfen ebenfalls um die Teilnahme in Rio.

Daher blicken wir gespannt auf die in den kommenden Wochen stattfindenden Welt- und Europameisterschaften im Goalball, Rugby, in der Leichtathletik, im Schwimmen und im Rudern. Auf jeden Fall drücken wir unseren Athleten die Daumen und hoffen natürlich auf Platzierungen, die sie weiterhin von einer Teilnahme in Rio träumen lassen. Wer die TOP-Athleten im Handicapsport in M-V sind, ist auf unserer Homepage unter vbrs-mv.de nachzulesen.

Frage: Zurück zum Sportfest der Vielfalt. Wie lautet Ihr Resümee zur diesjährigen Veranstaltung?

Dr. Monika Knauer: Über 350 Aktive mit und ohne Behinderung aus 26 Vereinen hatten sich zum Sportfest angemeldet, unter anderem auch eine Delegation aus der Ukraine. Das Programm des Sportfestes war sehr vielfältig. Nach der Eröffnung um 10.00 Uhr in der Volleyball-Arena begannen in den Sportstätten Lambrechtsgrund Landesmeisterschaften im Hallenboccia und Tischtennis, Offene Turniere im Floorball, Fußball und Rollstuhlbasketball sowie ein Mehrkampf für Jedermann.

Besucher und Teilnehmer konnten sich im Mobilitätstraining ausprobieren und zum Beispiel erfahren, wie Sportschießen mit einer körperlichen und Sehbehinderung funktioniert. Im Rahmen des Spendenlaufes präsentierte sich die Abteilung Judo des PSV Schwerin mit Judo-Demonstrationen und Schnuppermöglichkeiten. Circa 80 ehrenamtliche Helfer des ARGuS e.V. sowie der Beruflichen Schule der Landeshauptstadt Schwerin für Gesundheit und Sozialwesen und des Campus am Ziegelsee waren an diesem Tag im Einsatz.

Langjährige Unterstützer und Förderer des Sportfestes in Schwerin sind neben unseren Verbandssponsoren – Hauptsponsor Scan Haus Marlow, die Sparkassen Mecklenburg-Vorpommern und die AOK-Nordost – u.a. die Stadtwerke Schwerin und die Stiftungen der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin. Der Spendenlauf wurde gemeinsam mit dem Sanitätshaus STOLLE erstmalig initiiert.

Die Sportanlagen Lambrechtsgrund waren bestens vorbereitet und boten den Aktiven tolle Bedingungen. Ich kann mich an dieser Stelle nur für das große Engagement aller Mitstreiter, Helfer, Unterstützer und Förderer herzlich bedanken. Für die Neuauflage 2016 gibt es schon viele Ideen und ich hoffe, dass dann alle wieder mit im „Boot“ sind.

Vielen Dank
Die Fragen stellte Marko Michels

Nach oben scrollen