Landtag der Eitelkeiten: Koplin und die Titel

Schwerin (pbl). Gegen den Vorwurf, seine im Landtagsporträt öffentlich gemachten akademischen Weihen frei erfunden zu haben, muss sich laut SPIEGEL und MVregio gegenwärtig der Neubrandenburger Abgeordnete Torsten Koplin MdL (46), kulturpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE des Schweriner Landtags, zur Wehr setzen.

Drei Jahre, nachdem sich der damalige Abgeordnetenkollege Frank Ronald Lohse (SPD) vergleichbar peinlichen Enthüllungen ausgesetzt gesehen hatte, scheint die heutige Linksopposition jetzt gleichgezogen zu haben.

Der neuerliche Fall von Hochschulabschlussschwindel eines Parteifunktionärs, der keine um ihr öffentliches Bild besorgte Partei gleichgültig lassen kann, soll zudem nur die Krönung einer Reihe kritisierbarer biografischer Punkte in Koplins Biografie sein. Unter anderem habe der Abgeordnete als hauptamtlicher und als inoffizieller Stasimann – Deckname „Martin“ – Jugendliche und Kollegen bespitzelt. Im aktuellen Titelschwindelfall habe Koplin wahrheitswidrig behauptet, Hochschulabschlüsse erworben zu haben für Staatswissenschaften und für Europäisches Wirtschaftsrecht. Hinweise auf zeitliche Widersprüche einer solchen akademischen Karrierevergangenheit habe der Politiker MVregio gegenüber zunächst nicht beantwortet, sondern erklärungslos als tendenziöse und unfaire Kampagne zurückgewiesen.

Das sein nun anders. Koplin räume inzwischen ein, mit dem Hochschulabschluss für Europäisches Wirtschaftsrecht nicht einen Hochschulabschluss gemeint zu haben, sondern eine „Verlaufsdarstellung“. Von der Pressesprecherin der Linksfraktion sei überdies zu erfahren, Koplin habe in der Landtagsfraktionssitzung am 18. November zugegeben, unrichtige Angaben in seinem Lebenslauf untergebracht zu haben. Laut Helmut Holter habe Koplin der Fraktion, nachdem die Medien auf den Fall aufmerksam geworden seien, gestanden, in den Landtagsnachrichten wahrheitswidrig die Titel „Staatswissenschaftler“ und „Politikwissenschaftler“ gebraucht zu haben.

Der Fall Koplin steht nicht alleine. Er erinnert an die Enthüllungen im Titelmissbrauchsfall des SPD-Abgeordneten Frank Ronald Lohse vor drei Jahren. Lohse war seinerzeit als diplomierter Kulturwissenschaftler im Schweriner Landtag aufgetreten. In Wahrheit hatte sich, wie sich bald zeigte, das angebliche Abschlussdiplom als Klubleiter-Abschluss entpuppt, der damals nicht zur Führung des Diplomtitels berechtigt hatte.

Karl August Schrey

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