Flüchtlingsrat startet Mailaktion
Schwerin, 13.02.2009 – E-Mails an Schwerins Oberbürgermeisterin Frau Gramkow sollen die drohende Abschiebung der armenischen Familie R. (Name geändert)* verhindern helfen. Eine entsprechende Aktion hat der Flüchtlingsrat MV e.V. am heutigen Freitag gestartet.
In der E-Mail wird die Oberbürgermeisterin gebeten, sich dafür einzusetzen, dass die armenischen Eltern und ihre vier Kinder auch künftig in Schwerin leben, lernen und arbeiten können.Vereine, Institutionen und engagierte Privatpersonen sind aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen.
Familie R. kommt urpsrünglich aus Armenien, wo sie der Minderheit der Jesiden angehörte. 1999 flüchteten die Eltern mit ihren vier Kindern – das jüngste damals gerade 7 Monaten alt – nach Deutschland. Seitdem lebt die Familie in Mecklenburg-Vorpommern, seit 2006 in einer eigenen Wohnung in Schwerin. Die vier Kinder der Familie R.sind heute zwischen 10 und 18 Jahren alt. Sie sprechen deutsch wie eine Muttersprache und sind fest in Freundeskreis und Schule integriert. Im Dezember 2008 informierte die Ausländerbehörde Schwerin Familie R. über die bevorstehende Abschiebung. Begründet wurde die Entscheidung mit fehlerhaften Angaben zu Namen und Geburtsdaten und mangelhafter Mitwirkung bei der Passbeschaffung. Seitdem erhält Familie R. nur noch eine jeweils einwöchige Duldung. Die Mutter hat vor diesem Hintergrund ihre Arbeit in Schwerin verloren.
Der Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern e.V. hatte am Montag (09.02.09) in einer öffentlichen Erklärung gefordert, die Abschiebung von Familie R. zu stoppen. Die geplante Ausweisung sei inhuman. Es könne nicht sein, „dass einige Ungenauigkeiten der Familie R. bei der Angabe von Namen oder Geburtsdaten schwerer wiegen als das Wohl der vier, gut in
Deutschland integrierten Kinder“, hieß es.
Wird Familie R. ausgewiesen, müssen die Kinder ihre Schulausbildung in Armenien fortsetzen. Dessen Amtssprache haben sie nach Angaben der Eltern nie gelernt und verstehen sie auch nicht. Der Schulabschluss würde sich zwangsläufig verzögern. Zudem sind die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz gering. Vollkommen unklar ist zudem, wovon Familie R. in Armenien leben soll. Eingliederungshilfen für Rückkehrer gibt es nicht. Das Land ist bitterarm und die Arbeitslosenrate hoch. Selbst wer Arbeit hat, ist wegen des niedrigen Lohnniveaus meist auf Hilfen angewiesen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes leben 35 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.