RENFT zu Gast in Schwerin

Kult-Rockband tritt im Klub 77 auf

1958 war wahrlich ein ereignisreiches Jahr. Auch musikalisch tat sich einiges. In der DDR hatte die „Klaus Renft Combo“ ihren ersten Auftritt. Von Beginn an widersetzte sie sich jeglicher Gängelung durch die Staatsbehörden. Das brachte neben systemkritischen Liedtexten und bester Musik zusätzliche Sympathien bei den Musik-Begeisterten zwischen Ostseeküste und Sächsischer Schweiz. „Renft“ sprach Wahrheiten an, die der Führungsriege nicht passte, die deren Macht in Frage stellten und „Renft“ erreichte damit die Herzen und den „Grips“ vieler „DDRler“.

Das blieb leider nicht folgenlos. Die Band-Mitglieder wurden von der Stasi bespitzelt, verleumdet und verhaftet. Zahlreiche Schikanen mußten die Künstler hinnehmen, ständige Auftrittsverbote – bis zum endgültigen Verbot 1975. Erzwungene Ausbürgerungen erfolgten – aber das Schaffen, die Wirkung von „Renft“ blieb erhalten. „Renft“ zeigte, dass es sich lohnte und lohnt, für die eigenen Überzeugungen einzustehen – allen Widrigkeiten zum Trotz – sich nicht verbiegen zu lassen und geradlinig den eigenen Weg zu verfolgen. Künstlerische Brillanz in bester Symbiose mit politischem Engagement – auch dafür stand und steht „Renft“.

Die Band tritt seit der Wiedervereinigung regelmäßig auf, nicht mehr in Urbesetzung, aber dennoch mit hervorragenden Musikern. Jeder im Osten Deutschlands kennt die Band. In keiner Plattensammlung fehlen ihre Lieder. Hoffnungsträger noch immer für ihre älter gewordenen Fans, stilistisch unabhängig von Mode und Trends, bezeugen ihre Lieder Unbeugsamkeit, erinnern an Zivilcourage. Immer wieder gibt das RENFT’sche Liedgut seinen Althippies Kraft, Mut und Halt und nunmehr können auch ihre Kinder die Jugendjahre ihrer Väter und Mütter nacherleben.

Heute ist sich die Band um Leadsänger Thomas „Monster“ Schoppe der Bedeutung der Renft-Songs als Erbe bewusster denn je. Ihm zur Seite stehen Delle Kriese an den Drums, Marcus „Basskran“ Schloussen am Bass und Gitarrist Gisbert „Pitti“ Piatkowski. Dabei steht die Band wieder einmal vor der Aufgabe, die unendliche Geschichte RENFT weiter zu schreiben, sie nicht in den Annalen abgelegt zu lassen. Das jetzige Konzertprogramm von RENFT stützt sich auf die drei wichtigsten und zugleich stilistisch unterschiedlichsten Grundpfeiler seiner Komponisten und Sänger wie Peter „Cäsar“ Gläser, Christian „Kuno“ Kunert und Thomas „Monster“ Schoppe.

Am geschichtsträchtigen 9. November tritt RENFT im Klub 77 am Klöresgang in Schwerin auf. `77, auch das war ein bedeutendes politisches Jahr: Der systemkritische Schriftsteller Reiner Kunze siedelte in die Bundesrepublik über, „Amnesty International“ erhielt den Friedensnobelpreis, Rudolf Bahro wird wegen seines Buches „Die Alternative“ in der DDR aus politischen Gründen verhaftet, Manfred Krug reist in die Bundesrepublik aus und in der CSSR wird die Charta 77 gegründet, deren erster Sprecher unter anderem Vaclav Havel war – die Charta 77 war mehr als ein „Zeichen“ gegen die stalinistischen Machtstrukturen im gesamten Ostblock.

Wer „Ostalgie“ mit dem Erinnern an die aufrichtigen Künstler, Musiker und Kulturschaffenden in der damaligen DDR verbindet, der sollte sich das Konzert am 9. November, am Jahrestag des Mauerfalls, in der Landeshauptstadt ab 20.00 Uhr nicht entgehen lassen. Karten gibt es für nur  15,- € im Vorverkauf im Klub 77 und 18,- € an der Abendkasse! Nach dem Auftritt wird der Abend noch mit einer Ostrockparty verlängert.

M. Michels

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