„Vorhang auf!“ und „Film ab!“ in Schwerin

Das 21. Filmkunstfest – zwischen Film, Kunst und „Goldenen Ochsen“

Wozu braucht MV noch einen Oscar? Erstens gibt es den schon in Hollywood und zweitens besucht ein bekannter Saarländer ja auch „ab und zu“ Mecklenburg-Vorpommern. Nein. Wo andere den Oscar geben oder vergeben, hat M-V die „Ochsen“, sogar einen „Goldenen“. Um den – und nicht nur – geht es beim 21. Filmkunstfest 2011 vom 3. bis 8. Mai in Schwerin.

Doch: Welche Bedeutung hat das Filmkunstfest für Schwerin und M-V? Nachgefragt bei Bildungsminister Henry Tesch …

„Es hinterläßt stets einen nachhaltigen Eindruck…“

Frage:  Der Countdown zum 21. Filmkunstfest läuft. Was erwarten Sie persönlich von diesem Festival? Welche Bedeutung hat diese Veranstaltung für unsere Region?

Kultusminister Henry Tesch: Ich bin froh und dankbar, dass es das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern gibt. Von einem kleinen lokalen Filmfestival hat sich das Filmkunstfest zu einem nicht mehr wegzudenkenden festen Termin für den deutschsprachigen Film entwickelt – das beeindruckt. Es hinterlässt bei allen, die sich hier die Filme, Dispute und die dazugehörigen Feiern  – alles in liebenswerter Atmosphäre –  nicht entgehen lassen, einen sehr nachhaltigen Eindruck.

Mecklenburg-Vorpommern hat sich mit diesem Filmfest einen guten Namen gemacht, den es zu halten gilt und deshalb auch in jedem Jahr vom Kultusministerium entsprechend gefördert wird.

Frage: Der *Goldene Ochse* geht in diesem Jahr an eine renommierte, gebürtige Schwerinerin, an die Schauspielerin Katrin Sass. Was zeichnet Katrin Sass aus Ihrer Sicht aus?

Kultusminister Henry Tesch:  Katrin Sass zählt ohne Frage zu den besten Schauspielerinnen Deutschlands –  immerhin  wurden ihr bereits acht große Filmpreise zuteil – angefangen  vom Europäischen Filmpreis für „Good by Lenin“ über den deutschen Filmpreis für „Heidi M.“ bis hin zum Paula-Preis vom Filmverleih Progress.

Den „Goldenen Ochsen“ an eine so gefragte Künstlerin zu vergeben, die auch noch in Schwerin geboren wurde, in  Rostock ihre Schauspiel- ausbildung genommen, von dort aus ihren Werdegang begonnen hat und auch noch des Plattdeutschen mächtig ist, das hat natürlich einen ganz besonderen lokalpatriotischen Reiz. Es ist bei aller Würdigung der künstlerischen Leistungen quasi auch ein „Heimat-Dankeschön-Preis“.

Frage: Israel steht in diesem Jahr im Mittelpunkt des Filmkunstfestes. Gibt es eigentlich rege kulturelle Kontakte zwischen MV und Israel?

Kultusminister Henry Tesch: Ja, es gibt zahlreiche Projekte rund um die jüdische Kultur in unserem Land, die enge Kontakte nach Israel mit sich bringen. Ich denke da z.B. an den Wettbewerb mit dazugehörigem Festival „Verfemte Musik“, der seinen Ursprung in Schwerin hat und in dem es um die Auseinandersetzung mit der Musik geht, die im Nationalsozialismus verboten war.

Oder ich denke ebenfalls an die zahlreichen Kontakte und Aktionen der Hochschule für Theater und Musik Rostock, die ihre Partnerschaft  zur Jerusalem Rubin Academy of Music and Dance pflegt. Das Jüdische Theater „Mechaje“, das mit dem Kulturpreis des Landes geehrt wurde,  wird von uns unterstützt –  also, es gibt zahlreiche Verbindungen, die hier aufzuzählen zu weit gehen würde.

Ich freue mich, dass Israel im Mittelpunkt dieses Filmkunstfestes steht, denn dieses Thema liegt mir sehr am Herzen und ich bin gespannt, welche künstlerischen Akzente dazu in der filmischen Umsetzung bei diesem Filmkunstfest gezeigt werden.

Frage: Im letzten Jahr lief es hinter den Kulissen des Filmkunstfestes personell betrachtet nicht ganz *rund*. Ist anno 2011 alles „optimal bereit“ zum *Film ab* beim 21.?

Kultusminister Henry Tesch: Natürlich. Sehen Sie sich das anspruchsvolle Programm an –  es spricht für sich!

Dann viel Spass und Erfolg beim Filme anschauen, Kunst genießen und Preise verleihen!

Sechs Tage gibt es Film und Kunst nonstop in Schwerin…

Eroeffnungs des 20. Filmkunstfestes 2010 (Foto: M. Michels)Zwischen dem 3. und dem 8. Mai stehen jedoch nicht nur die Filme des Wettbewerbes im Mittelpunkt, es gibt auch weitere sehenswerte Veranstaltungen. So gibt es für die Jüngeren „halbstark – Kino für Kids und Teens“ unter anderem mit einer Trickfilmwerkstatt im Wurm, mit interessanten Filmen und mit einem Kindersonntag am 8. Mai im Lichthof des Wurms. In der Krimi-Nacht am 6. Mai im Capitol werden Streifen von Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler gezeigt. Die Kurzfilmnacht steigt ebenfalls am 6. Mai – im soziokulturellen Zentrum DER SPEICHER.

Wer Lust am Diskutieren hat, ist bei den angebotenen Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen bestens aufgehoben. „Zur Rolle von Film und von den Medien im Israel-Palästina-Konflikt“ am 6. Mai im Capitol (Saal 3), „Die IMs der Stasi – Normalität und Schizophrenie“ (Saal 2) bis hin zu „Jüdische Emigration aus der ehemaligen Sowjetunion“ sind drei der Themen, über die kontrovers, aber sachlich diskutiert werden.

Das „Forum der Künste“ darf beim Filmkunstfest in Schwerin natürlich nicht fehlen. So werden am 30. April im Dom die Ausstellungen „Shekka“ von Varda Getzow (Installation) und  „Woanders“ von Marie-Luise Leonhardt-Feijen (Installation) eröffnet. Lesungen mit Markus Flohr (Wo samstags immer Sonntag ist) und mit Knut Elstermann (Früher war ich Filmkind“ im Schleswig-Holstein-Haus und Fotoausstellungen, z.B. von Egbert Buchberger (Gesichter Israels), dürften ebenfalls ein reges Interesse finden.

Zum 80. Geburtstag wird Jürgen Böttcher dokumentarisch geehrt und das Konzert mit der Preisträgerin des „Goldenen Ochsen“, Katrin Sass, unter dem Motto „Goodbye Lenin, hallo Katrin!“ sollte ein weiterer Höhepunkt des Filmkunstfestes 2011 werden.

Das Capitol: Hauptspielort des Filmkunstfestes (Foto: Michels)Und großen Andrang dürfte es traditionell zur Eröffnung am 3. Mai im Capitol –  mit Moderator Jochen Fahr und musikalischer „Untermalung“ durch „Ofrin“ – geben, enenso wie zur Ehrung der Sieger der Wettbewerbe und der Verleihung des Ehrenpreises am 7. Mai ebenfalls im Capitol, dann aber mit Moderatorin Birgit Müller sowie Andreas Pasternack und der Big Band Rostock.

Weitere Infos unter: www.filmkunstfest-mv.de

Von Marko Michels

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