15. Schweriner Literaturtage

Preisgekrönter Autor eröffnet am 12. Oktober

Schwerin liest wieder. Sicher haben richtige Leseratten auch am Strand stets ein Buch dabei gehabt. Aber wenn nun die Abende länger und die Wochenenden verregnet sind, macht das Abtauchen in eine andere, literarische Welt doppeltes Vergnügen. Diejenigen, die sich noch nicht für eine bestimmte herbstliche Lektüre entschieden haben, sollten das vielfältige Veranstaltungsangebot unbedingt nutzen.

Die Schweriner Literaturtage, die zu einem wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens in der Landeshauptstadt geworden sind und in diesem Jahr zum 15. Mal stattfinden, können dazu manche Anregung geben. Schon das Gespräch über Bücher, über das Lesen, über den Spaß an neuen Geschichten vermittelt vielfältige Anstöße. Und die persönliche Begegnung mit den Autoren, der Gedankenaustausch mit ihnen und untereinander, wird Eindrücke vermitteln, die über die zweistündigen Veranstaltungen hinauswirken. „So manche Leserin und Leser wird bestätigen, dass er nach der Lektüre eines guten Buches neue Impulse in Gedanken und Gefühlen gespürt hat. Marcel Proust hält das Lesen sogar für ein Heilmittel, das uns in Phasen der totalen Erschöpfung  Geisteskraft und Willensstärke zurückgeben kann. Denn Lesen fordert zur Auseinandersetzung mit geistigen Inhalten auf“, sagt Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow. Aber nicht nur. Lesen soll auch Spaß machen. „Für unsere treue Leserschaft und hoffentlich für viele Neugierige, die sich spontan entscheiden, den Büchern mehr von ihrer Freizeit zu widmen, ist das Programm entstanden“, betont Brigitte Wils vom Schleswig-Holstein-Haus, die bereits die Schweriner Literaturtage von Beginn an organisiert und begleitet. Über 20 Autorenlesungen erwartet Lesehungrige und die, die es werden wollen in den kommenden sechs Wochen. Gelesen wird vor allem im Schleswig-Holstein-Haus, in der Buchhandlung WEILAND und in der Stadtbibliothek.

Den Auftakt am 12. Oktober im Schleswig-Holstein-Haus bildet „Gewalten“ von Clemens Meyer. Der preisgekrönte Autor hat ein Jahr lang Tagebuch geführt über Ereignisse und Erlebnisse, die an den Rädern der Gesellschaft passieren. Er erzählt von Albträumen, jubelnder Euphorie und dem Wahnwitz unserer Zeit.

Das Buch „Das Eigentliche“ von Iris Hanika, aus dem die 2006 mit dem Hans-Fallada-Preis ausgezeichnete Autorin am 20. Oktober lesen wird, passt in die gegenwärtige politische Diskussion zum Thema Tabubrüche. In eine Romanhandlung eingebunden, zeigt die Autorin, wie die Verbrechen der Nazizeit nicht nur die beiden Hauptpersonen, beschäftigt im Institut für Vergangenheitsbewirtschaftung, sondern auch uns bis heute in ihren Klauen halten.

Am 28. Oktober wird Moritz Renke, einer der erfolgreichsten deutschen Gegenwartsdramatiker, die „Schweriner Literaturtage“ mit Leben erfüllen. Sein Buch „Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel“ erzählt von Paul Wendland, der in Berlin wohnend mit seinem Leben und seinen kuriosen Kunstprojekten in die Zukunft starten will, die Vergangenheit ihn aber einholt. In Worpswede drohen das geschichtsträchtige Haus seines Großvaters und sein Erbe im Moor zu. Die Reise an den Ort seiner Kindheit nimmt eine verhängnisvolle Wendung. Die Lesung wird als „NDR-Literaturcafé“ moderiert und aufgezeichnet.

Einer der bekanntesten Publizisten in Deutschland stellt seine Autorbiografie vor am 16. November vor. Als Rafael Seligmann als Zehnjähriger aus Israel nach München zieht, erlebt er Verlust und Ausgrenzung: Plötzlich ist er Analphabet, die neue Sprache muss mühsam erlernt werden. Doch kommt er nie auf die Idee, seine Identität zu verleugnen – auch nicht, als er irgendwann feststellt, dass die israelische Militärgesellschaft nicht mehr die seine ist.

Mit einem Roman zum 20. Jahr der deutschen Einheit kommt der Autor Alexander Osang am 17. November in die Landeshauptstadt. Er heißt „Köningstorkinder“ und erzählt von Andreas Hermann, Anfang 40, der die erste Hälfte seines Lebens im Osten Deutschlands verbracht hat. Nach der Wende beruflich vielfach gescheitert, lebt er in einer winzigen Wohnung in Berlin. Bei einer Projektagentur am Königstor ist er als „Ein-Euro-Jobber“ an der Gestaltung eines Kulturprogramms zum 20. Jahrestag des Mauerfalls beteiligt. In sein eher tragikomisches Leben inmitten skurriler Wendeverlierer bricht eines Tages eine Frau aus dem Westen ein, die mehr über den Osten zu wissen scheint als er selbst. Die Lesung wird als „NDR-Literaturcafé“ moderiert und aufgezeichnet.

Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit – in ihrem Namen führt der Westen in Afghanistan Krieg gegen die Taliban und gegen den Terror. Mit seinem Buch „Unterwegs in eine fremde Vergangenheit“, aus dem er am 19. November liest, berichtet Ulrich Ladurner von den Schauplätzen in diesem Konflikt, in dem die zentralen Werte des Westens beschädigt werden. Seine Reisen führen ihn in ein Land voller Gegensätze, auf den Spuren von Eroberungen und Niederlagen. Er blickt zurück in die lebendige Vergangenheit eines alten Schlachtfeldes, das Europäern und Amerikanern zur Obsession wurde. Was er erzählt, lässt verstehen, warum Großmächte in Afghanistan scheitern. Ein Geschichts- und Geschichtenbuch über Feindbilder und die Macht der Erinnerung, das Antworten sucht auf die provokante Frage, was wir in Afghanistan eigentlich verloren haben.

Hinzu kommen zahlreiche literarische Aktionen wie „Eine Straße liest“. Und schließlich soll auch in diesem Jahr Denjenigen Platz eingeräumt werden, die selbst zu den Schreibenden zählen. Der  Krimiwettbewerb unter dem Titel „Spannendes Mecklenburg-Vorpommern“ ist ausgewertet, wird seine Sieger prämieren und in einer Krimi-Nacht im Kino „Capitol“ seinen Höhepunkt finden.

„Mit den Literaturtagen wollen wir das Buch in den Vordergrund stellen – ob bei Erwachsenen, Jugendlichen oder Kindern. Obwohl das Bücherlesen noch nach dem Autofahren auf dem 7. Platz der Freizeitbeschäftigungen steht, geben wir die Hoffnung nicht auf, in den kommenden Jahren ein paar Plätze gut zu machen. Ein Hörbuch beim Autofahren wäre doch ein guter Anfang“, sagt Angelika Gramkow.

Das Programmheft liegt ab dem 5. Oktober in den städtischen Kultureinrichtungen kostenlos aus.

Eintrittskarten für die Lesungen im Schleswig-Holstein-Haus sind ab sofort direkt vor Ort, aber auch im BürgerBüro des Stadthauses erhältlich. Eintrittskarten für alle weiteren Veranstaltungen erhalten Sie an den jeweiligen Orten.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen erhalten Interessierte telefonisch von Brigitte Wils, Tel.: (0385) 555524.

Dank an: das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur M-V für die erneute Förderung; die Kulturredaktion von NDR 1 Radio MV, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung M-V, das Hotel „Niederländischer Hof“, die Buchhandlung WEILAND für die aktive Mitwirkung; die SVZ und an all Diejenigen, die das literarische Angebot auf ihre Weise bekannt gemacht haben!

Veranstaltungsübersicht der 15. Schweriner Literaturtage

12. Oktober
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Clemens Meyer:  Gewalten (Ein Tagebuch 2009)
Eröffnungsveranstaltung

13. Oktober
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Tilman Röhrig: Caravaggios Geheimnis (Historischer Roman)

14. Oktober
19.30 Uhr
Stadtbibliothek Wismarsche Straße 144
Lutz Rathenow: Klick zum Glück

20. Oktober
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Iris Hanika: Das Eigentliche
(mit der Friedrich-Ebert-Stiftung)

20. Oktober
20.30 Uhr
Buchhandlung WEILAND, Marienplatz 3
Zoe Beck: Das alte Kind

21. Oktober
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Friedrich Dönhoff: Der englische Tänzer (Kriminalroman)

24. Oktober
16.00 Uhr
Stadtbibliothek
Wismarsche Straße 144
Veranstaltung zum „Tag der Bibliotheken“:
Juliane Eyermann & Susanne Günther mit einer Literatur-Musik-Collage:
„Jugend, Jugend, Jugend …Es gibt in der Welt nichts als Jugend!“
(Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde & Klaviermusik von Robert Schumann)

25. Oktober
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Dr. Karsten Dümmel: Nachtstaub und Klopfzeichen
oder Die Akte Robert (Konrad-Adenauer-Stiftung)

26. Oktober
20.30 Uhr
Buchhandlung WEILAND
Roger Boyes: Ossi forever

28. Oktober
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Prof. Steffen Martus: Die Brüder Grimm (Eine Biografie)

2. November
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Moritz Rinke: Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel
(mit NDR1 Radio MV))

3. November
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Bastienne Voss: Mann für Mann

5. November
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Dr. Peter Findeisen: Jean-Baptiste Bernadotte
(Buchpräsentation des casimir-katz-verlages)

6. November
16.00 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Katrin Sobotha-Heidelk : Alle Märchen spielen hier
(Buchpräsentation des Schelfbuch-Verlages)

8. bis 14. November
11.  Aktionen  „Eine Stadt liest mehr als ein Buch“ (verschiedene Orte in der Stadt, gesonderte Veröffentlichung)

9. November
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Gerhard M. Schneidereit: Dunkler Wald und weites Meer
(Literatur-Stammtisch von Liane Römer)

9. November
20.30 Uhr
Buchhandlung WEILAND
Peter Ensikat: Meine ganzen Halbwahrheiten

16. November
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Rafael Seligmann: Deutschland wird dir gefallen. (Autobiographie)

17. November
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Alexander Osang: Die Königstorkinder
(mit dem NDR1Radio MV)

19. November
19.30 Uhr
Schleswig-Holstein-Haus
Ulrich Ladurner: Eine Nacht in Kabul
(mit der Friedrich-Ebert-Stiftung)

19. November
20.30 Uhr
Buchhandlung WEILAND
Martin Sonneborn: Heimatkunde

20. November
19.30 Uhr
Kino „Capitol“, Wismarsche Straße
Krimi-Abend des Schelfbuch -Verlages
(Abschlussveranstaltung des Schreibwettbewerbs)

Quelle: Landeshauptstadt Schwerin


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