Free Jazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat

Wanderausstellung noch bis 15.03.2015 zu sehen

Friedhelm Schönfeld Quartett (Foto: Mehmet Dedeoglu)Mit unerwartet guten Besuch eröffnete am 06. Februar 2015 im Schleswig-Holstein-Haus eine Ausstellung, die auch bei vielen Schwerinern Erinnerungen an die Musikszene in der Stadt der 1970er und 1980er Jahren wecken wird: Free Jazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat.
Die Wanderausstellung des „erinnerungslabors“ Berlin kann bis zum 15. März 2015 täglich zwischen 10.00 und 18.00 Uhr im Schleswig-Holstein-Haus besucht werden.
Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm veranstaltet, das schon am Eröffnungstag mit einem fulminanten Konzert der Altmeisters der DDR-Jazzer, Friedhelm Schönfeld, Rolf von Nordenskjöld, Gerhard „Kubi“ Kubach, und Ernst Bier, Schlagzeug, die in einem zum Bersten gefüllten Saal das Publikum begeisterten.

Am Donnerstag, den 26.02.2015, werden Uschi Brüning und Ernst Ludwig Petrowsky ihr Können als Jazzsängerin und Saxofonist zeigen; die Finissage am Sonntag, den 15. März 2015, bestreitet ab 18.00 Uhr das Schweriner Trio [STÄNDIGE VERTRETUNG].
Das Begleitprogramm wird in Partnerschaft mit dem Förderverein jazzwerkstatt Berlin-Brandenburg e.V. durchgeführt.

Anfang der 1970er Jahre entwickelte sich auch in der DDR eine Musik, die an Individualität, Egozentrik, Spielfreude, Freiheitsdrang, Fantasie und Kreativität kaum zu überbieten war: der Free Jazz. Diese Szene lebte von begabten Musikern, die genau für diese Musik brannten. Sie wurde getragen von einem Netzwerk an Unterstützern und vor allem von einem für diese mutigen Ausflüge in neue Klangwelten bereiten Publikum, das für Experimente ebenso offen war wie die Künstler. Tausende waren es in der DDR, die die Jazz- und Kulturklubs regelmäßig bevölkerten, die den Protagonisten in die abgelegensten Orte hinterher reisten und kein Festival (wie z.B. das legendäre Peitz Open-Air) verpassten.

Die Ausstellung versucht, die Wurzeln dieses kulturellen, künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Phänomens freizulegen. Dabei umreißt sie die eng vernetzte Musikerszene ebenso wie die Szene der Multiplikatoren, Veranstalter und Fans. Achtzehn Musiker werden in kurzen Porträts vorgestellt mit zusätzlichen Audiostationen, an denen ihre Musik abrufbar ist. In der Ausstellung wird noch ein spezieller „Schweriner Teil“ mit Original Plakaten und Fotos aus dieser Zeit zu sehen sein.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Kraft, der Enthusiasmus, die Spiel-und Genussfreude und der über allem stehende leidenschaftliche Freiheitsdrang. Die Ausstellung umreißt die eng vernetzte Musikerszene ebenso wie die Szene der Multiplikatoren, Veranstalter und Fans. Der Free Jazz ist an Audiostationen zu hören, die Akteure kommen in Interviews zu Wort. So entsteht eine Collage, die die Free-Jazz-Szene gleichermaßen aus Produzenten-und aus Rezipientensicht erfahrbar macht. Veranstaltungsorte wie Berlin und Peitz spielen eine Rolle, weitere wie Leipzig, Jena, Magdeburg, Dresden oder Ilmenau sind mit Bildern und Erinnerungen von Zeitzeugen repräsentiert. Zahlreiche Ausstellungsmaterialien stammen aus den persönlichen Archiven der Musiker, die Plakate, Fotos, Platten und Partituren beigesteuert haben.

SHH

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