Für Schwerin am (Frauen-)Handball

Die Mannschaft von Grün-Weiß Schwerin überraschte in der vergangenen Saison

Die Saison für Grün-Weiß Schwerin endete mit einem großartigen Erfolg – Platz vier in der 3. Liga. Nachgefragt bei Handball-Spielerin Vivien Bartlau, Jahrgang 1988, von Grün-Weiß Schwerin

Vivien Bartlau über die Handball-Saison 2011/12, die MV-Derbys, nächste Ziele, ihre beruflichen Ambitionen und die olympischen Handball-Turniere

„Die Vorfreude auf die Derbys ist schon sehr groß …“

Frage: Vivien, die Saison 2011/12 ist schon wieder Geschichte. Wie lautet Ihr persönliches Resümee?

Vivien Bartlau: Mein persönliches Resümee ist sehr positiv. Auf der einen Seite sind wir als Aufsteiger auf dem 4.Tabellenplatz gelandet. Keiner von uns hat damit gerechnet. Ich war mir sicher, dass wir die Liga halten. Aber hätte jemand Anfang der Saison von Platz 4 gesprochen, hätte ich ihn „ein bisschen  für verrückt“ erklärt. Auf der anderen Seite bin ich persönlich auch recht zufrieden. Diese Saison war meine erste nach meinem Kreuzbandriss. Ich denke, dass ich wieder gut ins Team und ins Spiel gefunden habe.

Frage: Wie ist Ihre Meinung zum spielerischen Niveau allgemein in der 3. Liga Nord?

Vivien Bartlau: Das Niveau in der 3. Liga ist angemessen. Es sind immer Mannschaften dabei, bei denen sich von vornherein abzeichnet, dass sie die Liga dominieren werden oder Mannschaften, die von Anfang an im Abstiegskampf stecken. Der Rest der 3.Liga verfügt über ein gleichwertiges Niveau. In der aktuellen Saison konnte jeder jeden schlagen. Es waren verrückte Spieltage dabei.

Frage: Was waren für Sie die Highlights 2011/12?

Vivien Bartlau: Mein Highlight diese Saison war unser Rückrundenstart. Wir sind 7 Spiele in Folge ungeschlagen geblieben. Dieser „Lauf“ hat uns den Platz vier möglich gemacht. Gestoppt wurden wir erst durch die Füxxe Berlin.

Frage: Bei den anderen MV-Hochburgen im Frauen-Handballsport lief es nicht sonderlich gut bzw. sehr durchwachsen. In der Vergangenheit feierte hingegen gerade der Frauen-Handballsport „Made in M-V“ große nationale und internationale Erfolge. Warum läuft es im mecklenburgischen Frauen-Handballsport aus Ihrer Sicht nicht so optimal?

Vivien Bartlau: Ein Grund dafür zu finden, dass es im Frauen-Handball momentan nicht optimal läuft, ist sehr schwierig. Ich denke, eine wichtige Ursache ist, dass es schwer ist, junge Talente in Mecklenburg-Vorpommern zu halten.

Natürlich gibt es auch in unseren Regionen Ausbildungsplätze und Hochschulen. Aber die meisten jungen Leute zieht es in Großstädte. Als weiteren Grund sehe ich die vertraglichen Grundlagen. Im Süden lässt sich mit Frauenhandball mehr Geld verdienen. Auch die Aufstiegschancen in höheren Ligen sind, durch die dichtere Besiedlung von Mannschaften im Süden, wesentlich besser. Bei Grün-Weiß ist die Lage momentan entspannter. Wir konnten mit allen Spielerinnen die Verträge verlängern und hoffen noch auf einige Neuverpflichtungen, um unseren Kader breiter aufstellen zu können und damit mögliche Ausfälle zu kompensieren.

Frage: Gut lief es auch nicht für die deutschen Handball-Teams der Frauen und Männer. Beide Mannschaften verpassten das Olympia-Ticket für London. Wer sind Ihre persönlichen Favoriten für das Olympia-Turnier der Frauen bzw. der Männer in London?

Vivien Bartlau: Bei den Frauen sind die Favoriten ganz klar die skandinavischen Länder. Dänemark, Norwegen oder auch Schweden sind beeindruckende Teams. Bei den Männern dürften die Kroaten wieder vorne mitspielen werden.

Frage: Schwerin ist ja bekanntlich eine Sportstadt mit großen Traditionen, auch in olympischer bzw. paralympischer Hinsicht. Die Seglerin Franziska Goltz, die Judo-Zwillingsschwestern Ramona sowie Carmen Brussig und die gebürtige Schweriner Leichtathletin Vanessa Low sind bereits für London qualifiziert. Andere, wie z.B. Rad-Ass Stefan Nimke, die Volleyball-Spielerinnen Berit Kauffeldt bzw. Lisa Thomsen oder die gebürtige Schweriner Stabhochspringerin Martina Strutz, hoffen noch auf Olympia bzw.Paralympia.

Interessieren Sie sich eigentlich für das Sportgeschehen auch jenseits des Handball-Parketts? Welche Bedeutung haben für Sie die Olympischen und Paralympischen Spiele?

Vivien Bartlau: Natürlich interessiere ich mich für die Olympischen Spiele. Die Mannschaft und ich haben einen starken Bezug zu Olympia bekommen, weil unser Athletik-Trainer auch gleichzeitig der Trainer von Martina Strutz ist.

Wir kennen „Strutzi“ durch den Trainingsbetrieb und drücken ihr alle Daumen, die wir haben, damit sie an ihre Erfolge weiter anknüpfen kann. Dadurch, dass die Paralympischen Spiele nicht so in den Medien verbreitet sind, ist die Möglichkeit der Verfolgung relativ gering. Es ist jedoch bemerkenswert, dass Menschen mit Behinderungen Leistungssport erfolgreich betreiben. Ihnen sollte mehr Aufmerksamkeit und Medienpräsenz  zugesprochen werden.

Frage: Zurück zum grün-weißen Handballsport. In der kommenden Saison stehen ja heiße Landes-Derbys an, zwischen Rostock, Wismar und Schwerin. Wie ist ansonsten das Verhältnis der Rostocker, Schweriner und Wismarer Spielerinnen? Und: Was erhoffen Sie sich für die Saison 2012/12?

Vivien Bartlau: Die Vorfreude auf die Derbys auf unserer Seite ist schon sehr groß. Sie vermitteln immer eine besondere Spielsituation. Viele Zuschauer werden in die Hallen gelockt. Die Spielerinnen kennen sich größtenteils aus der Jugend oder aus den vergangenen Spielbetrieben. Und so – wie das nicht nur auf dem Handball-Parkett ist – gibt es auch hier Sympathien und Antipathien.

Unser Ziel in den nächsten Jahren ist es, an das Tor der 2. Liga anzuklopfen. Damit das möglich ist, müssen wir in der nächste Saison wieder die oberen Tabellenplätze anvisieren. Folglich ist das zweite Jahr das schwerste Jahr. Somit müssen wir uns mit aller Entschlossenheit auf dieses Ziel vorbereiten.

Letzte Frage: Wie sieht Ihr Leben neben dem Handball-Parkett aus? Was machen Sie zum Ausgleich?

Vivien Bartlau: Neben den Aktivitäten auf dem Handball-Parkett bin ich Studentin der Hochschule Wismar. Derzeit befinde ich mich in meinem Praxissemester im Bereich Controlling. Im Frühjahr nächsten Jahres werde ich dieses abschließen.
Zum Ausgleich hab ich meine Hündin „Yvie“, meinen Backofen und ausgedehnte Frühstücksszenarien. Mein Backofen steht für Ausgleich, weil ich sehr gerne und viel backe. Und Frühstücken mit Freunden und Familie ist eine Leidenschaft von mir. Auch gerne über mehrere Stunden …

Vielen Dank und alles erdenklich Gute für Sie, Vivien! Hoffe, dass Sie und die anderen grün-weißen Mädel auch weiterhin „große Brötchen“ in der 3. Liga „backen“. Und nicht zuletzt: Auf spannende, interessante und faire Derbys 2012/13!

Marko Michels

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