Langzeitpraktikum führt zum Erfolg!

Einstiegsqualifizierung ermöglicht Arbeitgebern und jungen Menschen eine gemeinsame Zukunft

Scarlett und Muhamed sind zwei junge Menschen, die einiges verbindet. Beide haben in Schwerin eine Ausbildung begonnen. Der Weg dahin war durchaus mit einigen Stolpersteinen gepflastert. Scarlett Scheel aus Weitendorf wusste zwar genau, dass ihre berufliche Zukunft im Einzelhandel stattfinden soll – allerdings passte das erste Ausbildungsunternehmen überhaupt nicht zu der 17-Jährigen. „Die Atmosphäre war nicht gut. Ich fühlte ständig großen Druck, suchte das Gespräch. Aber es half nicht, so habe schließlich hingeschmissen.“ Sie wollte die absolvierte Ausbildungszeit aber nicht als vergebens sehen und fragte bei ihrer Arbeitsvermittlerin nach, wie das gehen könnte. Der Tipp lautete: Einstiegsqualifizierung. Verbunden damit ist ein unterstütztes Langzeitpraktikum, um ein Unternehmen in jeder Hinsicht kennenzulernen.

Scarlett (3.v.r.) berät gern Kunden und steht voll hinter dem sozialen Engagement ihres Arbeitgebers. Carmen Lindner und Susanne Wilke vom gemeinsamen Arbeitgeber-Service haben die Einstiegsqualifizierung von Scarlett Scheel im Geschäfts von Thomas Büß unterstützt. (v.li.). FOTO: Agentur für Arbeit Schwerin

Scarlett selbst entdeckte beim Stadtbummel diese Alternative: The Body Shop. Ein tolles Geschäft in attraktiver Lage, mit einer Unternehmensphilosophie, die Scarlett beeindruckte. „Hier wird soziales Engagement sehr groß geschrieben. Ich finde es gut, Anregungen zu geben zum Nachdenken. Über Tierschutz ebenso wie über die Lebensverhältnisse von Menschen in anderen Teilen der Welt.“ Susanne Wilke und Carmen Lindner, die beide arbeitgeberorientiert Ausbildungsstellen vermitteln, halfen ihr, die Einstiegsqualifizierung beim „Body Shop“ perfekt zu machen. Mitgeholfen hat natürlich auch das Team des Geschäftes. „Das hat einfach toll gepasst. Scarlett ist interessiert, hat klare Vorstellungen und zeigt echte Stärken in der Beratung unserer Kunden. Die Einstiegsqualifizierung ist ein sehr guter Weg“, sagt Geschäftsinhaber Torsten Buß. Ein halbes Jahr förderte die Arbeitsagentur den Einstieg, zwischenzeitlich ist Scarlett im zweiten Ausbildungsjahr. „Ich bin froh, dass ich keine Zeit verloren habe, sondern mir mein bisheriger Ausbildungsweg inklusive des Praktikums angerechnet wurde. Ich liebe meinen Job und gehe gern zur Arbeit. Das ist wie ein zweites Zuhause.“

Scarlett (3.v.r.) berät gern Kunden und steht voll hinter dem sozialen Engagement ihres Arbeitgebers.
Firmenchef Holger Frank, die Ausbildungsstellenvermittlerinnen Carmen Lindner und Susanne Wilke und auch Kollege Felix Martin freuen sich, dass Muhamed seinen Traumberuf gefunden hat. FOTO: Agentur für Arbeit Schwerin

Auch Muhamed Al Ahmed fühlt sich an seinem Arbeitslatz ausgesprochen wohl. Er lernt ebenfalls im zweiten Lehrjahr, sein Ziel heißt: Fachinformatiker. Bei der bergwerk IT GmbH hatte sich der 22-jährige Syrer beworben, allerdings in der Niederlassung Greifswald. „Ich hatte einen guten Eindruck und schon das Gefühl, dass ein gemeinsamer Weg für beide Seiten gut ist“, sagt Holger Frank, Geschäftsführer des IT-Unternehmens mit Hauptsitz in Schwerin. Natürlich hatte er auch Zweifel. Wie wird Muhamed mit der deutschen Sprache vorankommen? Entsprechen seine Vorstellungen vom IT-Beruf den hiesigen Erfordernissen? Immerhin hatte sich der in Aleppo geborene junge Mann nach seinem Abitur für einen Informatikstudiengang eingeschrieben. Der Krieg ließ es nicht zu, im Heimatland zu studieren. So flüchtete Muhamed nach Bulgarien, kam 2014 nach Deutschland und nutzte jede Gelegenheit, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und eine berufliche Orientierung zu finden. „Es ist schon selten, dass die Einstiegsqualifizierung über ein volles Jahr genutzt wird. Umso mehr freut es uns, wenn sie zu einem so guten Ergebnis führt“, sagt Ausbildungsstellenvermittlerin Susanne Wilke. Das Ergebnis ist in der Tat erfreulich: Längst sind die neuen Kollegen für Muhamed auch gute Bekannte, ja teilweise Freunde geworden. Er hat vollen Durchblick beim Programmieren von Webseiten und ist stolz, gemeinsam mit Grafikern und Programmierern sehenswerte Ergebnisse vorzulegen. Damit er in der Berufsschule die Prüfungsanforderungen in deutscher Sprache auf jeden Fall bewältigen kann, strebt er mit dem Sprachniveau C1 eine weitere Verbesserung seiner Deutschkenntnisse an. Sein Chef ist mehr als zufrieden: „Muhamed ist super selbstständig. Er geht auf Menschen zu, fragt nach, bringt sich ein – das ist sehr angenehm. Wir alle haben ihn gern in unserem Team“, so Holger Frank.

 

Hintergrund
Die betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) ist ein Angebot, das jungen Menschen mit Vermittlungshemmnissen als Brücke in die Berufsausbildung dient. Es handelt sich hierbei um ein Langzeitpraktikum von mindestens sechs und maximal zwölf Monaten. Einstiegsqualifizierungen bieten Unternehmen die Möglichkeit, künftige Auszubildende und deren Leistungsfähigkeit in der betrieblichen Praxis kennen zu lernen. Während des Langzeitpraktikums erstattet die Agentur für Arbeit dem Arbeitgeber einen Zuschuss zur Vergütung der EQ in Höhe von 231,- Euro monatlich. Zusätzlich wird ein pauschalierter Zuschuss zum Gesamtsozialversicherungsbeitrag – aktuell 117,- Euro monatlich – gezahlt.

Ausbildungsbetriebe, die Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, in einem Langzeitpraktikum auf eine Ausbildung vorbereiten möchten, können weitere Informationen und Voraussetzungen für die betriebliche Einstiegsqualifizierung bei ihrem persönlichen Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service oder unter der kostenfreien Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20 erfahren.

 

Agentur für Arbeit Schwerin
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