Aktionsbündnis liest am 8. Mai von 12 bis 13 Uhr aus verbotenen Büchern
„Ich übergebe den Flammen die Schriften von…“ – so begannen die teuflischen Feuersprüche, als in der Nacht des 10. Mai 1933 vor 82 Jahren auf dem Berliner Opernplatz und in 21 anderen deutschen Universitätsstädten groß inszenierten öffentlichen Bücherverbrennungen stattfanden. Zehntausende Werke verfemter Autoren wurden in dieser „Aktion wider den undeutschen Geist“ auf der Grundlage der „Schwarzen Listen“ des Bibliothekars Wolfgang Herrmann von Studenten, Professoren und NS-Organen ins Feuer geworfen. Die Aktion bildete den Auftakt der Eroberung der Universitäten durch die zur „geistigen SA“ deklarierten Studentenschaften. Mit der Lesung „Bücher aus den Flammen“ erinnert das Aktionsbündnis für ein friedliches und weltoffenes Schwerin am Freitag, dem 8. Mai zwischen 12 und 13 Uhr an die 82. Wiederkehr der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen. „Unterstützerinnen und Unterstützer des Aktionsbündnisses werden auf dem Schweriner Marktplatz Ecke Schusterstraße aus jenen Büchern vorlesen, die die Faschisten 1933 auf riesigen Scheiterhaufen in Berlin und später auch in Schwerin verbrennen ließen“, kündigte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow an, die am Freitag die Lesung um 12 Uhr eröffnen wird. Zu den Lesenden gehören unter anderem Annette-Köppinger-Preisträgerin Hanne Luhdo und Teresa von Jan vom Schweriner Jugendring.
Schweriner Bücherverbrennung fand vor dem Heimattreffen statt
In Schwerin gestalteten sich die Bücherverbrennungen zu einem makaberen Spektakel, das die Faschisten 1933 am Vorabend eines großen Heimattreffens inszenierten. Aus den Akten des Schweriner Stadtarchivs geht der Verlauf des Abends wie folgt hervor: Rund um den mitten in der Stadt gelegenen Pfaffenteich standen SA-Männer. Auf einem Floß in der Mitte des kleinen Sees lagen in einem großen, teergetränkten Haufen die von der Polizei beschlagnahmten Bücher und Schriften, die nicht der Landesbibliothek übergeben worden waren.
Um 22.15 Uhr erlosch die Straßenbeleuchtung, die SA-Männer entzündeten ihre Fackeln, um den inmitten des Wassers errichteten Scheiterhaufen in Brand zu setzen.
Am Südende des Pfaffenteichs hielt der beim Mecklenburgischen Staatstheater angestellte Schauspieler Arno Hoß eine Rede, die in der Forderung gipfelte: „Deutsch und Rein sei der Geist und die Gedankenwelt, die aus dem Buch des Deutschen zum Volksgenossen spricht“. Als das Feuer fast heruntergebrannt war, wurde am Mittelturm des Arsenals eine Hakenkreuzfahne aufgezogen und vor dem Elektrizitätswerk am Nordende des Pfaffenteichs leuchtete ein großes, aus hunderten von Glühbirnen gebildetes Hakenkreuz.
Quelle: LHS