OB-Wahl 2008: Interview mit Frank-Peter Krömer

Der Kandidat der „Unabhängigen Bürger“ über seine Ziele für Schwerin

SchlossNeue Wahl, neues Glück ? Oder: Nach der Abwahl ist vor der Neu-Wahl …
Am 14.September gilt es: Wer wird OB-Nachfolger des abgewählten Christdemokraten Norbert Claussen in der Landeshauptstadt ? Wer wird nach dem Sozialdemokraten Johannes Kwaschik (SPD) und eben Norbert Claussen (CDU) der dritte OB seit der deutsch-deutschen Vereinigung 1990 ? Nicht zuletzt: Wird mit dem Neuen oder der Neuen „alles“ besser ?

Neben Polit-Profis, was man/frau in negativer wie positiver Hinsicht betrachten kann, gibt es Unternehmer und Einzel-Kandidaten sowie Einzel-Kämpfer mit kleinerer und größerer Unterstützung durch Partei-Apparate, Netzwerke, sonstige Unterstützer oder die „einfachen“ Bürgerinnen bzw. Bürger.

Sicher, es  hat sich seit 1990 in Schweriner viel verändert, viel Positives ist geschaffen und geleistet worden, Letztgenanntes insbesondere durch Eigen-Initiative der Einzelnen bzw. des Einzelnen. Auch wenn sich die westdeutsche – nun gesamtdeutsche – Demokratie oftmals als real existierender bürokratisch-technokratischer Demokratismus offenbarte, der real existierende Sozialismus mit krimineller Staatssicherheit, offenkundiger Misswirtschaft und vor allem seiner gesellschaftlichen Agonie ist zu Recht gescheitert. Wie meinte schon der evangelische Kirchenpräsident Martin Niemöller, alles andere als ein abgehobener „Kirchenfürst“ oder gar „kalter Krieger“ Ende der 1950er Jahre: „Der Kommunismus wird versagen und verschwinden, denn er hat keine Antwort oder eine falsche und irreführende Anwort auf die entscheidende Frage: Wie können menschliche Wesen endlich wirkliche Menschen werden ? …“

Nun lässt sich Anfang des 21.Jahrhunderts vortrefflich darüber streiten, ob der real existierende Kapitalismus diese Frage vernünftig beantworten kann. Aber jedenfalls kann man darüber streiten, ohne dass eine kaiserliche Staatspolizei, eine Gestapo oder Stasi in diesen „Streit“ mit „spezieller Methodik“ eingreift.

Große Politiker lebten in Schwerin, so Hermann Lüdemann, von Nazis wie Kommunisten gleichermaßen gehasst wie verfolgt, Stadtrat und Bürgermeister Albert Kruse, der sich beim SPD-Ostbüro engagierte, Werner Jöhren, der spätere Leiter des CDU-Ostbüros, der integre Liberale Eduard Stratmann oder der christliche Demokrat Hans Krukenmeyer – alles Persönlichkeiten auch aus der Schweriner Politik, die sich mutig gegen Nationalsozialismus und Kommunismus stellten und die, nach 1945, die Aufbauarbeit in M-V erfolgreich vorantrieben.

Die Wende 1989/90 indes brachte nur für eine kurze Zeit, für wenige Monate, eine Aufbruchstimmung mit sich. Schnell siegte wieder einmal die „deutsche Krämer-Seele“, Wessi gegen Ossi, „Ostalgiker“ gegen „Westalgiker“ und „Arbeitsame“ gegen „Arbeitslose“.
Ergebnis: „Team Germany“ ist mittlerweile längst nicht mehr „top“ – weder in Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Sport oder Politik.

Statistische Spielchen mit falschen Zahlen zur richtigen Zeit „verkleistern“ nur den Blick für die Realität.

Bei der Wahl am 14.September heißt es deshalb auch „Sieben auf einen Wahlzettel“ statt „Sieben auf einen Streich“. Die „Streiche“ oder besser eine gute (Man ist bescheiden geworden !) praktische Politik zur Verbesserung der Lebensqualität in Schwerin folgt dann hoffentlich ab Oktober 2008.

Doch, wer sind die Kandidatinnen und Kandidaten, die 2008 zur OB-Wahl stehen ?

SCHWERIN-NEWS versucht, diese mittels eines durch den jeweiligen OB-Bewerber beantworteten „Fragebogens“ ein wenig vorzustellen.

Heute, am 5.September 2008, stellt SCHWERIN-NEWS Herrn Frank-Peter Krömer, den Kandidaten der „Unabhängigen Bürger“, vor.

„Laßt uns wieder stolz sein auf unser Schwerin !“

Frage: Sie wollen Oberbürgermeister werden. Woher dieser Mut ? Warum gerade Sie ?

Frank-Peter KrömerFrank-Peter Krömer: Die Familie Krömer lebt seit Generationen in Schwerin. Ich identifiziere mich voll mit meiner Geburtsstadt, die nach dem Claussen-Drama einen wirklichen Neuanfang braucht. Aber ein Aufbruch unter Führung mehr oder minder abgeschobener Landespolitiker etablierter Parlaments-Parteien ist schwer vorstellbar.

Deswegen bietet die Wählergemeinschaft „Unabhängige Bürger“ mit mir eine personelle und inhaltliche Alternative an. Warum gerade ich? Im Gegensatz zu den Einzelkandidaten nominierte ich mich nicht selbst, sondern nahm eine Nominierung der Unabhängigen an. Ich verfolge ausschließlich kommunale Ziele und weiß die UB-Fraktion mit erfahrenen Fachleuten hinter sich.

Frage: Ab Oktober könnte es „losgehen“. Was wären Ihre ersten politischen Aktivitäten für Schwerin ?

Frank-Peter Krömer: Nachdem ich die Mitarbeiter der Verwaltung in einer Personalversammlung motiviert habe, sich gewinnbringend für die Zukunft Schwerins einzusetzen, würde ich sofort Kontakt zu allen Fraktionen suchen, um die Prioritäten für die ersten drei Monate gemeinschaftlich abzustecken. Schwerin beginnt ja nach der OB-Wahl nicht bei Null; vielmehr stehen laufende und sehr dringende neue Geschäfte der Verwaltung an.

Der neue OB wird keine 100-Tage-Frist haben, um sich einzuarbeiten. Ich bin also verpflichtet, schnellstmöglich sowohl mit meinen Verwaltungsmitarbeitern als auch mit der Stadtpolitik erfolgsorientiert loszulegen. Sicher würde eine meiner ersten Amtshandlungen auch darin liegen, alle Bürgermeister/innen des Umlandes persönlich aufzusuchen, um Angebote für ein Zusammenwachsen zu besprechen. Beide Seiten könnten voneinander sehr profitieren.

Frage: Haben Sie Leitfiguren, Vorbilder für Ihre Schweriner Ziele ?

Frank-Peter Krömer: Schwerin ist einmalig und soll es bleiben, insofern kann keine andere Stadt als Kopiervorlage dienen. Was mir persönlich imponiert, ist die große Anerkennung, die z.B. Bürgermeisterin Solweig Leo in Banzkow oder Oberbürgermeisterin Rosemarie Wilcken in Wismar erhalten.

Wenn die Bürger mit so großer Zustimmung hinter ihrer Verwaltungschefin stehen, dann hat das garantiert nichts mit Parteipolitik zu tun, sondern mit menschlicher Leistung. Das zu erreichen, ist eine große Herausforderung; wenn Sie so wollen, ein Vorbild, nach dem es zu streben gilt.

Frage: Wie ist Ihre „Message“ an die Schwerinerinnen und Schweriner? Haben Sie ein „Projekt“ für Schwerin?

Frank-Peter Krömer: Mein Message an die Schweriner lautet: „Lasst uns wieder stolz sein auf unser Schwerin!“ Und mein Projekt, um dahin zu kommen, heißt: Für Schwerin endlich ein Leitbild entwickeln! Das ist notwendig, damit wir für die Entwicklung unserer Heimatstadt einen klaren Kurs haben und davon auch nicht abweichen, wenn schwere Zeiten kommen.

An diesem Leitbild der Landeshauptstadt sollen die Schweriner basisdemokratisch mitwirken; schließlich ist es ihre Stadt. Dem Oberbürgermeister, den Beigeordneten und den Stadtvertretern ist nur ein Mandat auf Zeit gegeben.

Frage: Schwerin wird – nicht zuletzt wegen des „künstlerischen Leuchtturmes“, dem Mecklenburgischen Staatstheater, als Kulturstadt auch über die Landesgrenzen M-V`s hinaus geschätzt und geachtet. Was wollen Sie tun, um diesen Ruf zu erhalten ?

Frank-Peter Krömer: Ganz klar, den Kurs der „Unabhängigen Bürger“ konsequent fortsetzen. Das heißt: Keine Kürzung am Etat zulassen. Dazu gehört für mich auch, nicht nachzulassen in der Forderung, dass sich das Land an den Kostensteigerungen beteiligen muss, anstatt seit Jahrzenten den gleichen Betrag auszureichen. So wird die theatertragende Stadt Schwerin mit dem Mehrbedarf allein gelassen.

Ja, und schließlich liegt auch in meiner Frank-Peter Krömer auf Frage 2 ein Erfolgsschlüssel, denn wenn Schwerin wächst, können solch überregional bedeutsamen Aufgaben im Bereich der Kunst und Kultur auch besser finanziert werden.

Frage: Auch der Sport hat einen großen Stellenwert in der Stadt. Olympiasiege gab es u.a. im Boxsport, in der Leichtathletik, im Schwimmen oder im Rudern. Schwerin ist volleyball- wie drachenbootsportliche Hochburg in Deutschland. Was wollen Sie zum Erhalt des Sport-Standortes Schwerin tun ?

Frank-Peter Krömer: Einerseits hat der neue OB dafür Sorge zu tragen, dass das von der Stadtvertretung beschlossene PPP-Projekt für die Neugestaltung des Sportzentrums Lambrechtsgrund zügig und reibungslos umgesetzt wird. Hier wird u.a. eine neue Volleyballhalle nach den Vorgaben der 1. Bundesliga gebaut. Andererseits müssen wir daran arbeiten, die Nachwuchsarbeit auf einem konstant hohen Niveau fortzuführen, wir reden hier also über bessere Rahmenbedingungen für Vereine oder auch das Sportgymnasium.

Drachenbootveranstaltungen gehören mittlerweile zu Schwerin wie der Pfaffenteich; das ist gut so und vor allem dem Engagement einzelner Vereine zu verdanken. Wenn dort Not am Mann ist, sollte die Stadt einspringen und helfen. Lassen Sie uns aber auch die anderen Sportarten nicht aus dem Auge verlieren, da ist mir der Volkssport Nr. 1, Fußball, auch sehr wichtig.

Ich glaube, Schwerin belegt in der Liga der Landeshauptstädte den letzten Platz. Daran ließe sich mittelfristig sicher etwas ändern, auch mit Hilfe der Stadt. Ich will mich nachdrücklich dafür einsetzen, dass wir ein Fußballzentrum bauen, wo auch unser größter Jugendfußballverein, der FC Eintracht Schwerin, eine Heimstätte bekommt.

Frage: Arbeitsplätze und Wirtschaft – beides gehört untrennbar miteinander verbunden. Welche Rahmenbedingungen wollen Sie verbessern, damit sich mehr Investoren in Schwerin ansiedeln bzw. Arbeitsplätze geschaffen werden ?

Frank-Peter Krömer: Als Unternehmer dieser Stadt sage ich, die Rahmenbedingungen sind gut, auch wenn manche das schlecht reden. Ein OB kann keine Arbeitsplätze schaffen; dies müssen Unternehmer tun. Die Stadt muss sich stark darum bemühen, qualifizierte Arbeitskräfte auszubilden. Hier will ich mich als OB für den Erhalt und Ausbau des Berufsschulstandortes Schwerin stark machen.

Frage: Wenn Ihre (erst einmal fiktive) Amtszeit beendet ist, wie sollte Ihre Bilanz aussehen ?

Frank-Peter Krömer: Mit einer sachorientierten Politik im Interesse Schwerins habe ich es geschafft, dass wieder eine Identifikation der Bürger mit der Stadt entstanden ist. Der Stadt Schwerin geht es finanziell gut, wir reden darüber, welche Kunst- und Kulturangebote wir zusätzlich in Schwerin etablieren wollen; die Verwaltung funktioniert reibungslos ohne Parteiengezänk; Unternehmer finden hier Rahmenbedingungen für attraktive Arbeitsplätze vor und siedeln sich an. Arbeitnehmer wie Rentner, Junge und Alte, Singles und Familien, Deutsche und Ausländer – alle leben gern in Schwerin, einer weltoffenen Stadt mit viel Charme. Die Schweriner sind stolz auf ihre Stadt – und ihren Oberbürgermeister!

Ganz neutral: Viel Glück und Erfolg bei der Wahl !

Die Fragen stellte: Marko Michels.

Foto: Frank-Peter Krömer

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