Party-Stimmung in Schwerin zum 850.

Der Festumzug begeisterte Einheimische und Gäste …

FestumzugEin besonderer Höhepunkt der Feierlichkeiten war der Festumzug zum runden Jubiläum in Schwerin: 850 Jahre Schwerin – präsentiert von 3100 ehrenamtlichen Mitwirkenden in historischen Kostümen vor 150000 Zuschauer „an den Straßen und Pisten“.

In der Landeshauptstadt MV war dabei vom 4. bis 6.Juni eine Geburtstagsfete nonstop angesagt – und sogar das Petermännchen konnte vor Begeisterung steppen.

FestumzugDer Festumzug war dann auch ein mehr als interessanter Rückblick auf 850 Jahre Schwerins. Angeführt von der Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow und Stadtpräsident Stephan Nolte kamen die Höhen und Tiefen Schwerins zur Geltung. Eine gelungener Umzug, bei dem zwar das Positive, die Erfolge und Vorzüge Schwerins, überwog, aber auch die dunklen, schwierigen Stunden der Stadt nicht vergessen wurden.

FestumzugMit dem  Obotritenfürsten  Niklot begann der historische Umzug, denn die Schweriner (Vor-)Geschichte dürfte noch um einiges älter sein als 850 Jahre. Bereits Ibrahim Ibn Jacob schriebt 973 in seinen Reise-Erinnerungen von einer Burg, die in einem Süßwassersee erbaut war.

Dabei stelte diese Burganlage den Hauptsitz des slawischen Stammes der Obotriten dar, die sich im Verlauf der Völkerwanderung im heutigen Schwerin nieder ließen.

FestumzugEin Sachse versuchte dann im 12.Jahrhundert diese Burg zu erobern. Während seiner Ostexpansion stieß der sächsische Herzog Heinrich der Löwe auch bis nach Westmecklenburg vor und versuchte lange vergeblich, die Anlage mit der Burg zu stürmen. Um 1160 gelang es, die Burganlage einzunehmen. Noch im gleichen Jahr wurde auf der Insel eine neue Burg errichtet und die davor liegende Siedlung weiter ausgebaut. Wahrscheinlich um 1160 velieh Heinrich der Löwe dieser Siedlung Stadtrecht und Siegel.

FestumzugAllerdings: Genau läßt sich dieses nicht feststellen, da eine Urkunde zur Stadtgründung fehlt …

Wie dem auch sein, irgendwann muß „Schluß“ sein mit dem Diskutieren und so wurde sich auf 1160 als Jahr der Stadtgründung geeinigt.

Dieser Auffassung schlossen sich eben auch die Organisatoren des Festumzuges an. Keine wichtige Epoche wurde dabei vergessen, unter anderem weder die herzoglichen bzw. großherzoglichen Zeiträume, noch der erste Weltkrieg, die Entwicklung während der Weimarer Republik, Schwerin als Gau-Hauptstadt während der nationalsozialistischen Diktatur, der Weltkrieg 1939-1945, das Kriegsende mit den vielen Flüchtlingen in der Stadt, der Neubeginn 1945, Schwerin als Bezirkshauptstadt in der DDR, die friedliche Revolution 1989/90 und die Etappen nach der deutsch-deutschen Vereinigung 1990 bis hin zur Finanzkrise 2008 ff..

FestumzugAuch der Sport spielte eine besondere Rolle während des Umzugs. Erinnert wurde an den 1859 gegründeten Männer-Turn-Verein, an die traditionsreichen Ruderer und Segler in der Stadt der sieben Seen oder an die Radsportler, die seit Ende des 19.Jahrhunderts in Schwerin eine gute Heimat besitzen und letztendlich ist mit dem Schweriner Stefan Nimke, ja auch ein heutiger Aktiver „auf dem Zweirad“ Olympiasieger sowie Weltmeister.

FestumzugAuch die Drachenbootsportler spielten eine Hauptrolle im Festumzug. Immerhin feiert die Kanu-Renngemeinschaft, Organisator des Drachenbootfestes auf dem Faulen See und des Drachenbootfestivals auf dem Pfaffenteich, ihren 20.Geburtstag 2010. Vom 11. bis 13. Juni finden übrigens die 16.Schülermeisterschaften auf dem Faulen See statt. Und: Schwerin ist seit der Wende eine drachenbootsportliche Hochburg in Deutschland.

Natürlich war auch der Schweriner Volleyballsport präsent, deren Aktive in der Vergangenheit bereits olympische sowie EM-Medaillen und Europapokalsiege erkämpfen konnten. Auch die Post-Handballer fehlten im Umzug natürlich nicht.

FestumzugMehr als 18000 Schwerinerinnen und Schweriner sind in mehr als 100 Sportvereinen organisiert – Schwerin ist, nicht zuletzt aufgrund der großen Traditionen des Mecklenburgischen Staatstheaters, nicht nur Kultur- sondern auch Sportstadt.

Vor knapp 50 Jahren – 1960 in Rom – gab es für Schwerin die erste olympische Medaille. Der Speerwerfer Walter Krüger gewann Silber im Speerwerfen. Die ersten olympischen Goldmedaillen folgten 1976 durch den Boxer Jochen Bachfeld, den Ruderer Michael Wolfgramm und die Schwimmerin Andreas Pollack. Goldene Momente bei Olympia hatten auch – unter Schweriner Blickwinkel – Gerd Wessig 1980 im Hochsprung, Andreas Zülow 1988 im Boxen, Jürgen Schult 1988 im Diskuswerfen, Andreas Tews 1992 im Boxen, Sybille Schmidt 1992 im Rudern, Ramona Brussig 2004 im Judo und der frisch gebackene Weltmeister im Teamsprint Stefan Nimke 2004 ebenfalls in dieser radsportlichen Disziplin.

Aber auch Namen wie Triathlet Michael Kruse, Hochspringerin Heike Balck, Gewichtheber Jürgen Ciezki, Schachspieler Hans-Ulrich Grünberg, die Volleyball-Nationalspieler Robert Kromm oder Marco Liefke, die Boxsportler Bruno Guse, Richard Nowakowski, die Fußballspieler Rene Schneider oder Wolf-Rüdiger Netz, der Handballspieler Stefan Schröder oder die Diskuswerferin Gabriele Hinzmann – um nur zwölf Beispiele von „zig“ vielen zu nennen – stehen für regionale, nationale und internationale Triumphe der Sportstadt Schwerin.

Die Erfolge der Schweriner Sportler des SC Traktor Schwerin fanden während des Umzuges außerdem eine spezielle Würdigung – mit einem großen goldenen Pokal. Hochsprung-Olympiasieger Gerd Wessig und einige Box-Koryphäen von einst, darunter auch Andreas Tews und Jochen Bachfeld, begleiteten den „Pokal“.

Ingesamt ein gelungener Festumzug, der auch das neue „WIR-Gefühl“ in Schwerin repräsentieren soll.

Das „WIR-Gefühl“ reichte zumindest erst einmal, um die Stadtwette der NDR-Sommer-Tour zu gewinnen. 99 Schwerinerinnen und Schweriner sollten als Petermännchen oder in historischen Kostümen verkleidet zum Veranstaltungsort Bertha-Klingberg-Platz kommen und passend zum legendären Song von Stargast Nena 99 Luftballons mit Helium füllen. Klar, dass Schwerin hier gewann !

Marko Michels

Fotos: Impressionen vom Festumzug. (Michels)

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