„Ab, nach Rio!“: Schweriner Sportler bei Olympia und Paralympia dabei

 

In Rio dabei: Ramona Brussig (Quelle: DOSB)
Ramona Brussig (Foto: DOSB)

Mit 451 Athleten, darunter 26 „Ersatz-Sportler“, wird die Deutsche Olympiamannschaft vorraussichtlich bei den Spielen in Rio de Janeiro (5. – 21. August) starten. Einen Monat später, vom 7. bis 18. September, wollen sich 54 Spitzensportlerinnen und Spitzensportler bei den Paralympischen Spiele beweisen.

Beide Top Teams bestehen aus jungen, zielstrebigen Olympia-Debütanten sowie aus absoluten Routiniers. Ihr gemeinsames Motto „Wir für Deutschland“. Damit wollen sie den besonderen Teamgedanken hervorheben. Sporttreiben auf Augenhöhe. Es heißt aber auch, Botschafter eines sauberen, dopingfreien Sportdeutschland sein.

Erfreulich für Schwerin: 2016 sind erneut Athleten und Athletinnen aus der Landeshauptstadt dabei. Ob sie die jahrzehntelange Erfolgsstory fortsetzen, werden wir sich schon bald sehen. Denn bereits seit 1960 zeigten Schweriner/innen großen Sport auf der „olympischen Bühne“. Noch heute sind uns Schweriner Olympiasieger wie Andrea Pollack (1976/80, Schwimmen), Jochen Bachfeld (1976, Boxen), Michael Wolfgramm (1976, Rudern), Gerd Wessig (1980 Hochsprung), Andreas Zülow (1988, Boxen) und Andreas Tews (1992, Boxen) ein Begriff. Siege in der neueren Geschichte sicherten sich Schweriner Top-Athleten wie Stefan Nimke (2004, Bahnradsport) und Peter Kretschmer (2012, Kanu).

Für Rio 2016 nominiert sind…

für die 31. Olympischen Spiele:

  • Weltergewichtsboxer Arajik Marutjan (Jahrgang 1992; BC Traktor Schwerin) – WM-Dritter und EM-Zweiter von 2013,
  • Stabhochspringerin Martina Strutz (Jahrgang 1981; Schweriner SC) – Vize-Weltmeisterin 2011, Vize-Europameisterin 2012 und Olympia-Fünfte 2012
  • Ruderer Hannes Ocik (Jahrgang 1991; Schweriner Rudergesellschaft) – dreifacher Europameister (2013, 2015 und 2016) sowie zweifacher Vize-Weltmeister (2013 und 2015) im Achter
Hannes Ocik © Martin Steffen
Hannes Ocik © Martin Steffen

für die 15. Paralympischen Spiele:

  • im Tandem-Zeitfahren: Stefan Nimke (Jahrgang 1978; PSV Schwerin) zusammen mit dem sehbehinderten Kai Kristian Kruse (Jahrgang 1991; Schweriner SC) – WM-Dritte von 2015 über 1000 Meter
  • die Judoka und Schwestern Ramona Brussig (Jahrgang 1977; PSV Schwerin) – Paralympisches Gold 2004 und 2012, Silber 2008 und Carmen Brussig (Jahrgang 1977; PSV Schwerin) – Paralympisches Gold 2012 und Bronze 2008

Außerdem dabei sind:

  • Halbweltergewichtsboxer Artem Harutyunyan (Jahrgang 1990; TH Eilbeck) – EM-Dritter von 2013. Harutyunyan trainiert bei Erfolgstrainer Michael Timm am Leistungszentrum in Schwerin.
  • Bahn-Radsportlerin Miriam Welte (Jahrgang 1986; 1.FC Kaiserslautern; bis 2013 im „Track Cycling Team M-V) – Olympia-Gold 2012 im Teamsprint.

sowie die drei gebürtigen Schweriner:

  • Leichtathletin Vanessa Low (Jahrgang 1990; TSV Bayer 04 Leverkusen) – Gold (Weitsprung) und Silber (100m) bei den IPC-EM 2014 sowie IPC-WM 2015.
  • Schwimmer Torben Schmidtke (Jahrgang 1989; SC Potsdam) – Paralympisches Silber 2012 (100 Meter Brust)
  • Schwimmerin Denise Grahl (Jahrgang 1993; Hanse SV Rostock) – WM-Bronze 2015, 3 x EM-Silber, 1 x EM-Bronze 2016

 

Blick in die Olympia-Geschichte von M-V

Sport und Schwerin – seit Jahrzehnten eine Erfolgsstory, gerade in den olympischen Sportarten. Leichtathletik, Segeln, Boxsport, Judo, Handball, Volleyball, Rudern, Kanusport, Radsport, Fußball oder Schwimmen – gerade in diesen Disziplinen gab es eine Reihe von internationalen Medaillen.

 

Silberner Speer 1960

Den Anfang machte der Speerwerfer Walter Krüger bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Dieser war bis Mitte der 1950er Jahre im Handballsport und im Kugelstoßen aktiv. Ab 1956 startete Walter Krüger, als Mitglied des SC Traktor Schwerin, dann im Speerwerfen. Drei Jahre später stellte er seine persönliche Bestleistung mit 79,61 Metern auf. Und im folgenden Jahr, 1960 in Rom, gab es dann Silber hinter dem Russen Wiktor Zybulenko.

Im Rudern gab es die erste Olympia-Medaille für Schwerin 1972. Der 1941 in Schwerin geborene Manfred Schneider, der bei Dynamo Schwerin mit dem Rudern anfing, wurde Dritter mit dem DDR-Achter bei den Spielen 1972 in München.

 

Am silbernen Volleyball 1972

Das olympische Volleyball-Turnier in München stand ganz im Zeichen des Duells zwischen Japan und Deutschland (Ost). Und zwei Schweriner, der 1950 in Kuhsdorf geborene und bis 1969 beim SC Traktor spielende Horst Hagen und der 1950 in Schwaan geborene und dann ebenfalls für den SC Traktor spielende Wolfgang Maibohm, standen in der DDR-Auswahl.

Horst Hagen hatte bei seinem Auswahl-Debüt zwei Jahre zuvor einen glänzenden „Einstieg“: Er wurde 1970 in Sofia Weltmeister. Zwar langte es letztendlich in München nicht zu Gold, die Japaner waren zu stark, aber die Silbermedaille war der größte Erfolg eines deutschen Volleyball-Herren-Teams bei Olympia – und das bis zum heutigen Tag.

 

Goldene Momente 1976

In Montreal 1976 holte dann einer zum ganz großen, goldenen „Schlag“ aus. Boxsportler Jochen Bachfeld erkämpfte im Weltergewicht in einem dramatischen Finale gegen den Südamerikaner Pedro Gamarro (Venezuela) einen knappen 3:2 Punktsieg und holte damit das erste Olympia-Gold im Boxsport für Schwerin.

Bachfelds Verletzungspech im Olympiajahr 1976 ließ zunächst nichts Gutes erahnen, aber nachdem er seine letzte Chance -den Sieg beim allerletzten Qualifikationsturnier in Gera – noch nutzte, wurde er nachträglich für Montreal nominiert. Eine goldene Entscheidung … Und nicht das einzige Schweriner Gold 1976.

Die 1961 in Schwerin geborene Andrea Pollack-Pinske wurde Olympiasiegerin über 200 Meter-Schmetterling und in der Lagenstaffel. Dazu gab es für sie Silber über 100 Meter-Schmetterling und in der Freistilstaffel.

Einen olympischen Überraschungssieg `76 feierte außerdem Michael Wolfgramm. Der Schweriner wurde relativ kurzfristig für den Doppelvierer nominiert und gewann „auf Anhieb“ die Goldmedaille in Montreal.

Im Diskuswerfen belegte die gebürtige Schwerinerin Gabriele Hinzmann-Trepschek in Montreal 1976 Platz drei.

Eine Silbermedaille, ebenfalls in Montreal, erboxte Richard Nowakowski im Federgewicht für Schwerin. Vier Jahre später kämpfte Richard Nowakowski noch einmal um olympische Medaillen in Moskau und erneut gewann er eine Medaille: die bronzene im Leichtgewicht. Ein Höhepunkt seiner Karriere war zweifellos auch der Erfolg beim Cordova Cardin-Turnier auf Kuba, als er sich gegen die bärenstarken kubanischen Gegner durchsetzte. Zweimal wurde er zudem Europameister (1977/1981) und 1982 WM-Dritter.

 

Goldene und silberne Erfolge 1980

Für eine sportliche Sensation sorgte Gerd Wessig (SCT) bei den Spielen 1980 in Moskau. Im Hochsprung gewann er nicht nur Gold, sondern „markierte“ mit 2,36 Metern einen neuen Weltrekord – ein Novum in der Geschichte des olympischen Hochsprungs der Männer.

Einen tollen Erfolg gab es für die Schweriner Traditionssportart Volleyball in Moskau: Anke Westendorf, Martina Schmidt, Karla Roffeis und Andrea Heim (alle SC Traktor Schwerin) wurden mit der DDR-Auswahl Zweite hinter der UdSSR.

Schwimmerin Andrea Pollack gewann 1980 Gold in der Lagenstaffel und Silber über 100 Meter-Schmetterling „für Schwerin“.

Auch ein Schweriner „Kicker“ durfte sich in Moskau über eine Medaille (Silber) freuen: Wolf-Rüdiger Netz, der bei Dynamo Schwerin als Achtjähriger begann, stürmte in der DDR-Olympia-Auswahl, die im Finale um Platz eins der CSSR unterlag.

Der Olympia-Boykott der DDR, auf Druck der Sowjetunion zusammen mit vielen anderen Staaten des damaligen „Ostblocks“, 1984 in Los Angeles verhinderten weitere olympische Triumphe Schweriner Sportler anno 1984. Sie mußten sich mit Starts und Medaillen bei den sportlichen „Wettkämpfen der Freundschaft“ in Moskau, Havanna, Budapest, Prag und „anderswo“ begnügen.

 

Goldener Diskus 1988 in Seoul

„Goldige Momente“ für Schwerin gab es ebenfalls bei Olympia 1988 in Seoul: Jürgen Schult wurde nach seinem Weltmeistertitel 1987 und seinem (bis heute bestehenden) Weltrekord von 74,08 aus dem Jahr 1986 auch Olympiasieger.

Box-Leichtgewichtler Andreas Zülow (SC Traktor Schwerin) holte Gold. 1986 war er bereits WM-Dritter in Reno. Sein Vereins-Kollege, der gebürtige Rostocker Andreas Tews, versilberte im Fliegengewicht seine Boxhandschuhe. Ein Jahr zuvor wurde er bereits Europameister.

Die Ruderer Steffen Zühlke (geboren in Schwerin) bzw. Steffen Bogs (geboren in Rostock) ruderten 1988 im bronzenen Doppelvierer und „untermauerten“ damit Schwerins Ruf als Ruder-Hochburg.

Der Zehnkampf-Weltmeister 1987 Torsten Voss (SC Traktor Schwerin) mußte in Seoul 1988 nur dem Rostocker Christian Schenk den „Vortritt“ lassen und holte Silber. In den 1990ern war Torsten Voss dann ein erfolgreicher Bobsportler, gewann Medaillen auch bei WM und startete sogar im Bobschlitten bei den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano.

Auch der gebürtige Schweriner Torsten Brechot durfte in Seoul 1988 jubeln: er belegte Platz drei im Halbmittelgewicht des Judo-Turniers.

 

Nach der Wende 1989/90: Weitere olympische Medaillengewinne für Schwerin

Im ersten gemeinsamen deutschen Team nach 28 Jahren war es erneut der Boxsportler Andreas Tews (Schweriner SC), der für Furore sorgte: Dieses Mal, 1992 in Barcelona, war er der ungeschlagene Champion im Federgewicht. Jürgen Schult konnte seinen Olympiasieg von 1988 leider nicht wiederholen. Er holte Silber. Auch die zwei Ruderer sorgten für „Medaillen-Gefühle“: Anett Hohn (Vierer ohne/Bronze) bzw. Thoralf Peters (Vierer mit/Silber).

Bahn-Radsport-Ass Stefan Nimke (PSV Schwerin) wurde dann 2000 in Sydney Zweiter im 1000 Meter Zeitfahren, 2004 in Athen Olympiasieger im Teamsprint und Olympia-Dritter im 1000 Meter-Zeitfahren und 2008 in Peking Olympia-Dritter im Teamsprint.
Zuletzt gewann der gebürtige Schweriner Peter Kretschmer (Jahrgang 1992) bei den Olympischen Spielen 2012 Gold mit dem Canadier-Zweier über 1000 Meter.

 

Marko Michels


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