Christus und die Armen

Von Pastor Markus Kiss, Petrusgemeinde
Christus spricht: Was ihr getan habt einem von meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40)

Dieser Satz steht in einem der Lebensberichte über Jesus an ganz entscheidender Stelle: Er istAntlitz Christus, eine Rkonstruktion des Turiner Grabtuches so etwas wie sein „Vermächtnis“ an die ersten Christen, kurz vor seiner Hinrichtung. Wer ist gemeint, mit den „geringsten Brüdern“? Jesu Ausführungen sind klar und deutlich: Die, die „hungrig“ und „durstig“ sind, die „Fremden“, die an unsere Haustür klopfen, die, die „ohne Kleidung sind“, „krank“ oder „im Gefängnis“. Kurzum – alle, die sich in einer Notlage befinden. (Mt 25, 35 – 36) Der Auftrag ist ganz klar: Kirche gehört auf die Seite der Armen. Jesus selbst ist als Kind so auf die Welt gekommen: arm, obdachlos, auf der Flucht geboren in einem Stall. Weihnachten erinnert uns nachdrücklich daran! Seit den Anfangstagen war das Christentum eine Bewegung der Armen und Besitzlosen. Es waren Ausgegrenzte, Unterdrückte, Obdachlose, Huren und übel beleumundete Zolleintreiber, die Jesus folgten – und die er nicht zurückgewiesen hat. Sie wurden seine treuesten Anhänger. Diese Zuwendung zu den Armen hat nicht nur im Christentum eine lange Geschichte. Schon in den ältesten Teilen der Bibel finden sich Sätze wie: Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat. (Spr 19,17) Der Prophet Amos geißelt Unterdrückung der Armen mit harten Worten: Höret dies, die ihr die Armen unterdrückt und die Elenden im Lande zugrunde richtet: … Der HERR hat bei sich … geschworen: Niemals werde ich diese ihre Taten vergessen! Armut war schon damals ein Skandal in Gottes Augen.

Und heute? Die meisten Menschen in unserem Land haben zu essen, meinen wir. Aber wer glaubt, Armut gäbe es bei uns nicht, lebt im Irrtum! Es gibt immer mehr Menschen in Schwerin und in unserem Stadtteil, die angewiesen sind auf ganz praktische Hilfe bei Nahrung, Kleidung und Krankheit, Menschen, die keine Krankenversicherung haben, Familien, denen aus verschiedenen Gründen das Geld für gesunde Ernährung ihrer Kinder fehlt. Es gibt zudem eine Armut des Herzens, eine Armut der Seele und des Geistes, die das Leben tief beherrscht: Menschen, die nicht wissen, wohin mit sich, weil ihr Hunger nach Liebe noch nie gestillt wurde; Menschen, die immer mehr trinken und trotzdem „durstig“ bleiben; Menschen, die gleichgültig und reizbar, „seelisch nackt“ geworden sind; Menschen, die in einem „Gefängnis“ leben, das keine Gitterstäbe aus Metall hat, sondern aus Ablehnung und Einsamkeit. Wer hilft diesen Menschen? Und wie? Was ihr getan habt einem von meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dieser Satz Jesu bleibt eine Provokation, nicht nur für Christen, die sich auf Jesus berufen, sondern für alle, die ihn lesen. Stehen wir auf gegen Armut, gleich welcher Art! Dass uns das mit Gottes Segen gelingt, das wünsche ich uns allen.

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