Auch, aber nicht nur, für den äußeren Schein gibt es nun einmal Preise …
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Wer und was nun ein Topmodel ist, steht allerdings auf einem ganz anderen Stück Papier. Manchmal steht nicht einmal das auf Papier, sondern wird lediglich durch ein Foto dokumentiert oder eben nicht dokumentiert.
Wer also in Heidi Klums Augen Gnade findet und bei entsprechenden Wettbewerben, nach der TV-Deutsch-Reform 2009 „challenges“ genannt, durch Persönlichkeit, Anmut und einem guten Lauf über den Steg überzeugt, erhält auch das obligatorische Foto. Was in der rechtswissenschaftlichen Ausbildung kleine und große Scheine sind, in der bankkaufmännischen oder bankkauffräulichen Schein-Lehre ohnehin, sind die gestylten Fotos bei GNTM. Sie bedeuten „Klar, Du schaffst es!“ oder „Nee, lass` es lieber und suche dir einen solventen Macker !“.
Wie hart das Leben sein kann, bewies seit 12.Februar 2009 wöchentlich Heidi Klum mit ihrem „Es tut mir leid, liebes Mädchen, ich habe heute leider kein Foto für dich !“.
Meistens gab es Tränen, denn nicht jede war so tough und schnieke zugleich, wie „Austria`s Next Topmodel“ 2009, Larissa Marolt, die die „GNTM-German Open“ 2009 als respektable Achte verließ. Gold hatte sie da eh schon.
Ja, die Juroren, Heidi Klum, Peyman Amin oder Roy Scheider, und ihre harten Urteile …
Wie „schön“, dass es auch noch einige Schöngeister gab (gibt), die Denkwürdiges zum Thema „Anmut“ von sich gaben, auch wenn man dazu den ollen Platon wieder ausbuddeln muß :
„Das Schöne ist in allem enthalten, eben durch die Präsenz der Idee des Schönen in jedem Ding. Dieses macht die Schönheit relativ, da man nun nicht von der Schönheit einer Sache auf die Schönheit einer anderen Sache schließen kann. So ist es möglich, führt Platon an, unter den Affen den Schönsten ausfindig zu machen, und dieser wäre dann auch der Schönste – allerdings nur unter seinesgleichen. Vergliche man ihn mit einem Menschen, so verflöge seine Schönheit und er könnte nicht mehr als schön angesehen werden. Genauso verhält es sich mit den Menschen im Vergleich zu den Göttern. Platon folgert daher: ,,… dass das, was für jeden Gegenstand passt, ihn schön macht. Nur durch das in seinem Inneren Passende kann ein Ding schön sein.“ So der alte Grieche.
In Kurzform heißt das bezogen auf GNTM 2009: Die stahlblauen Augen, die niedliche Zahnlücke und die trendigen dunklen sowie strähnigen Haare passen unnachahmlich bei einer Jessica aus Wolfsburg, aber eben nicht bei einem VW-Vorstandsvorsitzenden.
Obwohl man der Jessica eine „Green Card“ für das GNTM-Finale gern spendiert hätte, eben so wie einer Larissa Marolt, was aber subjektiv wäre, und eben die Jury um Heidi Klum desavouieren würde.
So lange bei GNTM nicht richtige Wettbewerbe, wie in der Leichtathletik, beim Modernen Fünfkampf oder im Triathlon, stattfinden, bei denen mit Bandmaß, Stoppuhr und Ziel-Foto entschieden wird, muß man sich mit den Ergebnissen fragwürdiger, diskussionswürdiger Foto-Shoots zufrieden geben. So lange wird höchstens die Beinlänge, die Nasenspitze oder die „OW“ nachgemessen.
Aber darauf kommt es nun einmal an, es geht schließlich um Unterhaltung, Quote, Emotionen und letztendlich verkündete, zertifizierte Attraktivität.
Widerlich wie einige Mode-Zaren, Mode-Diktatoren und Mode-Damen Deutschlands einzige und unverwechselbare Heidi attackierten – und dabei noch von einem Roger Willemsen unterstützt wurden.
Aufgesetzte Empörung, verächtliche Kommentare und verbales Kreuzfeuer – veröffentlichte Heuchelei und krakeeltes Pharisäertum, um über die anmutige Kämpferin aus Bergisch-Gladbach selbst in die Schlagzeilen zu gelangen. Kleine Geister in Nebenrollen.
Das ewige Spiel um Medien-Präsenz, ums Austeilen und Einstecken, damit die Konsumentin/der Konsument auch etwas zum Lachen und Aufregen hat, auch wenn ihr/ihm schon lange nicht mehr zum Lachen und Aufregen zumute ist.
Tja, das donnerstägliche Spiel mit der Schönheit wird man vermissen, damit ließ sich manch Unschönes – medial – übertünchen.
Nun ist der Blick wieder frei. Jetzt kann man sich höchstens über die mehr oder minder herausragenden Schönheiten auf den Wahlplakaten allerorten aufregen oder begeistern. Ob diese dann in die nächste Runde, ins kommunale Parlament, ins Europa-Parlament oder den Bundestag kommen, entscheidet aber (zumindest ein wenig) der Souverän, ganz ohne Foto, aber mit dem Kreuz an der hoffentlich richtigen Stelle. Leider ohne Kommentar von Heidi Klum.
Ach ja, das Finale zu „Germany`s Next Topmodel“ in der mit 15000 Zuschauern propper gefüllten LANXESS-Arena in Köln, u.a. mit Auftritten der Girlgroup Queensberry, Sänger Milow und der norwegischen Erfolgsgruppe a-ha, gewann 2009 übrigens Mandy Bork aus Witten vor Marie Nasemann aus Gauting und Sara Nuru aus München. Die 19jährige trat damit die Nachfolge von Jennifer Hof an, die 2008 gewann.
Die Schülerin bescherte ihrem Bundesland Bayern damit die zweite Goldmedaille, nach dem Triumph von Barbara Meier 2007, und darf auf diesen Erfolg mehr als stolz sein.
Fast 19000 schriftliche Bewerbungen gab es für GNTM 2009. Rund 1100 bzw. rund 1400 junge Frauen stellten sich bei den offenen Castings in Düsseldorf sowie in München. Es dann in die engere Auswahl zu schaffen und alle Herausforderungen in den verschiedensten Teilen der Welt zu meistern, um in die „Pole Position“ zu gelangen, „Top of the Bests“ zu sein, das verdient Respekt. Ganz gleich, was noch kommen mag.
Damit, nach dem Sieg von Sara, sieht die (ungeschönte) Statistik (auch das gibt es in diesen Zeiten noch !) nach Bundesländern bei GNTM seit 2006 wie folgt aus:
– Top Drei der ersten Staffel 2006: 1.Lena Gehrke aus Cloppenburg/Niedersachsen 2.Yvonne Schröder aus Frankfurt am Main/Hessen 3.Jennifer Wanderer aus Kulmbach/Bayern
– Top Drei der zweiten Staffel 2007: 1.Barbara Meier aus Amberg/Bayern 2.Anni Wendler aus Schwerin/M-V 3.Hana Nitsche aus Oftersheim/Baden-Württemberg
– Top Drei der dritten Staffel 2008: 1.Jennifer Hof aus Rodgau/Hessen 2.Janina Delia Schmidt aus Hamburg 3.Christina Leibold aus Volkach/Bayern
– Top Drei der vierten Staffel 2009: 1.Sara Nuru aus München/Bayern 2.Mandy Bork aus Witten/NRW 3.Marie Nasemann aus Gauting/Bayern
„Ewiger Medaillenspiegel“ GNTM somit…
Bundesland – Gold-Silber-Bronze
1.Bayern – 2-0-3
2.Hessen – 1-1-0
3.Niedersachsen – 1-0-0
4.Hamburg – 0-1-0
5.Mecklenburg-Vorpommern – 0-1-0
6.Nordrhein-Westfalen – 0-1-0
7.Baden-Württemberg – 0-0-1
Ersichtlich ist sogleich die bayrische Dominanz. Anscheinend gibt es dort nicht nur fußballsportlich sondern auch topmodelsportlich die besten Rezepturen.
Hoffentlich begreift der Rest des vereinten Vaterlandes 20 Jahre nach Mauerfall und 19 Jahre nach der deutschen Einheit woran es zwischen Ost- und Nordseeküste bis zur Zugspitze wirklich mangelt: An schönen Frauen, die das Zeug zu einer GNTM-Siegerin haben. Aber zumindest die Meck-Pommies können sich trösten. Deutschlands beste Bundeskanzlerin aller Zeiten hat hier ihren Wahlkreis.
Also ist wieder alles im Lot auf dem Boot ! Bis zum nächsten GNTM-Finale – dann aber mal mit einer Preußin, Sächsin, Schwerinerin oder Saarländerin als Gold-Model …
M.Michels
F.: 1.Gab es früher nur Sonder-Broschüren zu sportlichen Großereignissen, wie Olympia, Fußball-WM oder Fußball-EM, in beiden Deutschländern, so gibt es im vereinten Vater- und Mutterland auch zu topmodelsportlichen Events Hochglanz-Publikationen, wie zu GNTM 2009 … / 2.Queensberry hatten beim GNTM-Finale 2009 auch einen großen Auftritt … / 3.Eine BUGA-Rose für die Siegerin … / 4.Anni Wendler aus Schwerin hatte nach ihrem zweiten Platz 2007 viele Autogrammwünsche zu erfüllen … Th.Schiller / 5.Deutschland feierte bereits viermal GNTM …