Zwei aussichtsreiche Athleten aus M-V dabei.
Endlich geht es los: Die 36.Weltmeisterschaften im Kanu-Rennsport in Duisburg werden neben den Ruder-WM in München das maritime Sportereignis in Deutschland. Vom 8.August bis 12.August werden mehr als 1400 Kanutinnen und Kanuten aus 90 Nationen (Rekord !) um Titel und Medaillen in den verschiedenen Canadier- und Kajak-Wettbewerben wetteifern – und aus Vereinen in Mecklenburg-Vorpommern gehen mit Andreas Dittmer und Thomas Lück zwei aussichtsreiche Athleten an den Start.
Andreas Dittmer will es bei seinen 13.WM noch einmal wissen, geht es doch auch um die Qualifikation für Olympia 2008 in Peking. Im Juni konnte der Neubrandenburger bereits europäischer Champion werden. Ein Klub-Kollege, Thomas Lück, begleitet den dreifachen Olympiasieger von 1996, 2000 und 2004 nach Duisburg: Thomas Lück, der Weltmeister 2006 im Canadier-Vierer.
Seit den Weltmeisterschaften 1938 in Waxholm/Schweden paddeln die Kanu-Sportler aus aller Welt um meisterliche Ehren, nachdem bereits bei Olympia 1936 in Berlin die Kanuten um olympisches Edelmetall antraten. Führend waren seit den 1930er Jahren neben den Deutschen insbesondere Schwede, Norweger und Finnen. Insbesondere nach 1950 kamen Russen, Ungarn, Polen, Rumänen, Bulgaren, Tschechen, Jugoslawen, Nordamerikaner und Australier bzw. Neuseeländer hinzu.
Der ostdeutsche Kanusport hatte vor allem in Sachsen und in Thüringen nach dem 2.Weltkrieg große Erfolge feiern können. Eine Kanutin war sogar die Erste, die eine WM-Medaille für die DDR gewinnen konnte. Bei den WM 1953 in Meran gewann Eva Setzkorn vom ZSK vorwärts Leipzig die Silbermedaille im Faltboot-Einer. Mit dem DDR-Frauen-Team gab es bei den gleichen WM noch einmal Gold.
Leider hatten die DDR-Kanuten damals noch kein erstklassiges Material zur Verfügung, so dass Unterstützung „von außen“ notwendig wurde. Von Seiten der Yacht-Werft in Berlin-Grünau konnte allerdings schnell Abhilfe geschaffen werden: Die dortigen Mitarbeiter und Ingenieure entwarfen ein erstklassiges Kanu-Modell, von dem zunächst die Kanu-Slalom- bzw. Wildwasser-Fahrer profitierten.
Bereits bei den WM 1957 in Augsburg gewann die DDR sechs WM-Titel und fügte diesen 1959 sechs weitere hinzu. Neun Titel bzw. elf Titel folgten 1961 und 1963.
Der Leipziger Manfred Schubert war mit drei Titeln der damalige Top-Kanute. Im Canadier-Zweier schafften seinerzeit Günter und Manfred Merkel das „Triple“. Schwester Lia knüpfte an den Bruder-Erfolg an und behauptete sich ebenfalls mit drei Siegen.
Reihenweise DDR-Siege für die Kanu-Slalom-Fahrer gab es bei den WM in Meran 1971 und bei Olympia 1972 in München/Augsburg. Nachdem das Internationale Olympische Komitee Kanu-Slalom aus dem olympischen Programm strich (1992 wieder eingeführt), konzentrierte sich der DDR-Kanu-Verband auf den Rennsport.
Bereits 1958 hatte Dieter Krause WM-Bronze im K 1 gewonnen und in der gesamtdeutschen Kanu-Staffel 1960 die olympische Goldmedaille erkämpft. Jürgen Eschert gelang 1964 im Einer-Canadier ebenfalls der Olympiasieg. Den ersten WM-Titel der DDR im Rennsport indes errang der Vierer-Kajak 1963.
Stellten die DDR-Kanu-Rennsportler bis 1973 nur viermal den Weltmeister, so stand am Ende der DDR (1990) die imponierende Bilanz von 69 x Gold / 29 x Silber / 22 x Bronze. Bei Olympia von 1976 bis 1988 erwiesen sich die DDR-Kanuten zudem mit 9 x Gold / 6 x Silber / 8 x Bronze ganz stark.
Auch für die M-V-Kanuten war der Kanu-Rennsport seit 1970 „golden“.
Im Jahre 1971 erkämpfte Alexander Slatnow (SC Neubrandenburg) den ersten WM-Titel für M-V. Ilse Kaschube gewann 1972 mit Silber die erste Kanu-Olympiamedaille für Mecklenburg-Vorpommern.
Bis 2004 haben Kanu-Sportler aus unserem Bundesland 13 Olympiasiege erkämpft bzw. bei WM (bis 2005) 57 WM-Titel errungen.
Namen wie Ilse Kaschube, Rüdiger Helm, Bernd Olbricht, Anke von Seck, Ramona Portwich, Roswitha Eberl oder nun Andreas Dittmer sind nicht nur Kanu-Fans geläufig.
Das „markante Aushängeschild“ des deutschen Kanu-Sportes ist aber eine Potsdamerin: Birgit Fischer. Sie gewann zwischen 1977 und 2006 8 x Olympia-Gold und 27 x WM-Titel (!).
Ihre Nichte Fanny Fischer (20) tritt inzwischen erfolgreich (allmählich) die Nachfolge an. „Bisher wollte ich bei den WM immer nur Medaillen gewinnen. Diesmal, 2007, will ich Gold !“, äußerte sich die selbstbewußte Kanutin vor Duisburg optimistisch. – Und das ohne Birgit Fischer, mit der sie 2005 im Zweier WM-Bronze erkämpfte. „Das war mein erstes Jahr bei den Senioren. Da hat mir Birgit sehr geholfen. Aber nun läuft es mit den anderen Kolleginnen auch super !“, weiß Fanny Fischer um ihre aktuellen Stärken.
Fanny Fischer, Katrin Wagner-Augustin, Thomas Lück und Andreas Dittmer – drei von vielen Gold-Kandidaten aus Deutschland bei den Kanu-WM in Duisburg.
Die Finalläufe am 11. und 12.August werden sicherlich „ganz heiß“ !
Text: Marko Michels