Lesung erinnert an nationalsozialistische Bücherverbrennungen

Aktionsbündnis liest am 8. Mai von 10 bis 13 Uhr aus verbotenen Büchern


„Ich übergebe den Flammen die Schriften von…“ – so begannen die teuflischen Feuersprüche, als in der Nacht des 10. Mai 1933 vor 80 Jahren auf dem Berliner Opernplatz und in 21 anderen deutschen Universitätsstädten groß inszenierten öffentlichen Bücherverbrennungen stattfanden. Zehntausende Werke verfemter Autoren wurden in dieser „Aktion wider den undeutschen Geist“ auf der Grundlage der „Schwarzen Listen“ des Bibliothekars Wolfgang Herrmann von Studenten, Professoren und NS-Organen ins Feuer geworfen. Die Aktion bildete den Auftakt der Eroberung der Universitäten durch die zur „geistigen SA“ deklarierten Studentenschaften.

Mit der Lesung „Bücher aus den Flammen“ erinnert das Aktionsbündnis für ein friedliches und weltoffenes Schwerin am 8. Mai  zwischen 10.00 und 13.00 Uhr an die 80. Wiederkehr der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen. „Unterstützerinnen und Unterstützer des Aktionsbündnisses werden auf dem Schweriner Marktplatz aus jenen Büchern vorlesen, die die Faschisten 1933 auf riesigen Scheiterhaufen in Berlin und später auch in Schwerin  verbrennen ließen“, kündigte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow an, die am Mittwoch selbst um 11.30 Uhr lesen wird.  Zu den Lesenden gehören weiterhin die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Petra Willert, der Integrationsbeauftragte Dimitri Avramenko, die Annette-Köppinger-Preisträgerin Hanne Luhdo und der Landtagsabgeordnete Henning Förster.

Ab 12 Uhr sucht die Klasse 9a der Neumühler Schule die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Bücherverbrennungen. Die Darbietung wollen die 19 Schülerinnen und Schüler während einer Projektwoche zum Thema erarbeiten. Im Anschluss an ihren Auftritt auf dem Schweriner Markt werden sie sich mit Dr. Axel Holz, dem Landesvorsitzenden der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und des Bundes der Antifaschisten im Demmlersaal des Rathauses zu einer Diskussionsrunde treffen.

Verfemte Autoren mit Bezug zu Mecklenburg und Schwerin

Zu den von den Nazis verfolgten Schriftstellern und Intellektuellen zählte neben dem späteren Abgeordneten des Mecklenburgischen Landtages (1947 -1949) Willi Bredel auch der 1948 in Schwerin verstorbene Schriftsteller Adam Scharrer. Scharrer, den die Nationalsozialisten 1933 steckbrieflich suchten, war einer der ersten „Arbeiterschriftsteller“ in Deutschland. Sein Werk „Vaterlandslose Gesellen“ gilt als die  proletarische Antwort auf Remarques „Im Westen nichts Neues“ und ist eine Abrechnung mit dem deutschen Kaiserreich und dem von ihm begonnenen Ersten Weltkrieg. Auch der 1882 in Schwerin geborene Pastor und Theologe Günther Carl Dehn gehörte zu den Verfolgten. Bekannt wurde dieser religiöse Sozialist 1931/32 in ganz Deutschland als eines der ersten Opfer nationalistischer und nationalsozialistischer Hetzkampagnen gegen kritische Intellektuelle in der Weimarer Republik.

Quelle: Landeshauptstadt Schwerin

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