Deutsch-israelischer Schriftsteller Chaim Noll zu Gast
Zum nächsten politischen Stammtisch lädt die Volkshochschule am Donnerstag, dem 26. Mai, um 19 Uhr, in die Aula, Puschkinstraße 13 ein. Als Gast wird der deutsch-israelische Schriftsteller Chaim Noll erwartet. Er liest aus seinem Buch „Berlin – Rom – Beer Sheva: Stationen eines Juden aus der DDR“. Im Anschluss an die Lesung hat das Publikum die Möglichkeit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen.
Noll wuchs als Sohn des Schriftstellers Dieter Noll in der Nomenklatura der DDR auf. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Ost-Berlin, bevor er Anfang der 1980er Jahre den Kriegsdienst verweigerte. 1984 siedelte er nach West-Berlin über und arbeitete dort als Journalist. Von 1992 bis 1995 lebte er in Rom und ging dann mit seiner Frau, der Malerin Sabine Kahane (Binah Kahana), nach Israel, wo er seitdem in Midreshet Sde Boker in der Wüste Negev, nahe Beer Sheva, lebt. 1998 erhielt er die israelische Staatsbürgerschaft. Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität in Be’er Scheva und reist regelmäßig zu Vorträgen und Lesungen nach Deutschland.
Auszug aus einem Interview:
Anfang der 80er verweigerten Sie den Wehrdienst in der NVA, kamen für einige Monate in psychiatrische Anstalten und konnten schließlich in die Bundesrepublik ausreisen. War das für Ihren systemtreuen Vater nicht ein harter Schlag?
Ja, für viele Jahre war unsere Beziehung deshalb unterbrochen. Ich bin im Sinne des Sozialismus erzogen worden; trat in die FDJ und mit 18 Jahren in die SED ein. Ich bin ganz und gar in diesem Milieu aufgewachsen.
Es war dann ein schwieriger Prozess, sich davon zu lösen. Verbunden mit persönlichen Brüchen und innerfamiliären Spannungen, so dass es zwischen meinem Vater und mir lange zu keiner Begegnung kam. Wir haben uns 15 Jahre überhaupt nicht gesehen.
(Berliner Zeitung, 2008)
Gemeinschaftsveranstaltung • Politische Memoriale • Volkshochschule „Ehm Welk“ Schwerin • Landeszentrale politische Bildung M-V
