Rendezvous in der Galerie Alte & Neue Meister

Jens Reuther: Medaillen aus der Lutherzeit – auf Spurensuche nach ihrem Meister

 

Bei der Medaille handelt es sich um eine handliche, vorzugsweise Runde und zweiseitig gestaltete Sonderform der Reliefplastik, die sich in der Hauptsache auf Personen oder Ereignisse bezieht. Ihre Nähe zur Münze ist zwar keineswegs zu leugnen, dennoch dient sie nicht als Zahlungsmittel.

Die Medaille gehörte schon früh zum festen Bestandteil fürstlicher Auftragskunst – prominente erste Beispiele sind Kaiser Maximilian I. (1493–1519) und Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen (1486–1525). Fürsten nutzen die Medaille in besonderem Maße als Herrschaftszeichen. Herrschaft bedarf der Erinnerung, denn durch Erinnerung an Geschichte wird sie legitimiert. Um diese Erinnerung bewahren zu können, sind Denkmale notwendig. Die Medaille besitzt aufgrund ihrer Dauerhaftigkeit und Reproduzierbarkeit für diese Aufgabe beste Voraussetzungen.

Hinsichtlich des Informationspotentials bieten Vorder- und Rückseite untrennbar zwei Bilder im Kreis. Zusammen mit der Umschrift bildet die Medaille (neben der Münze) die wohl kleinste und engste Bild-Text-Einheit. Hinzu kommt ihre Erscheinungsform als künstlerische Äußerung, die den herrscherlichen Wert noch um ein Vielfaches steigert. Die Medaille steht exemplarisch für die enge Verquickung von Politik und Kunst in der Frühen Neuzeit. Ein besseres Erinnerungszeichen für fürstliche Herrschaft konnte es kaum geben.

Im Vortrag wird eine besonders attraktive Gruppe von Medaillen der Reformationszeit vorgestellt.

Sie beschäftigt die Forschung seit etlichen Jahrzehnten und hat in der Zuweisungsfrage zu heftigen Auseinandersetzungen geführt. Der Redner zeichnet die Forschungsgeschichte unter Nutzung umfangreichen Quellenmaterials und unter Einbeziehung bedeutender Kunstwerke aus Krakau, Dresden und Meißen sehr anschaulich nach. Letztlich jedoch sind es wieder Münzen und Medaillen, die durch vergleichende Betrachtungen den Weg zum Schöpfer der Medaillengruppe, ihrem Medailleur, weisen.

 

Jens Reuther
Medaillen aus der Lutherzeit – auf Spurensuche nach ihrem Meister
Rendezvous am 28.4.2016 um 18 Uhr
in der Galerie Alte & Neue Meister Schwerin
Der Eintritt kostet 3 Euro.

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