Mecklenburgische Sozialdemokraten erhielten Hilfe aus Lübeck …
Die Zeiten sind für die Sozialdemokraten zur Zeit nicht gerade „rosig“. Zerrieben zwischen Union und Linkspartei liegt die Partei nach neuesten Umfragen bundesweit bei nur noch 19 Prozent und ist weiterhin im „freien Fall“, der Parteivorsitzende Kurt Beck überzeugt die Bevölkerung bislang nicht und das Führungspersonal in den Ländern kommt bei regionalen Wahlen auch nicht richtig „zum Zuge“ …
Naja, dafür war früher „alles besser“, zumindest aufrichtiger und kämpferischer !
Ein Rückblick: Nach dem das sogenannte „Sozialistengesetz“, welches die Tätigkeit bzw. Aktivität der SPD unter Ausnahmebedingungen stellte, vom „Deutschen Reichstag“ nicht verlängert wurde, konnte der Aufschwung der sozialdemokratischen Partei in Deutschland – und damit ebenfalls in Mecklenburg – auch „formal juristisch“ nicht mehr aufgehalten werden. Bereits im August 1848 hatte sich in Schwerin der erste Arbeiterverein konstituiert.
In Mecklenburg-Schwerin blieb die Verordnung vom 27.Januar 1851 zunächst noch in Kraft, was die sozialdemokratische Tätigkeit in diesem Land äußerst erschwerte. Dass die SPD auch in Mecklenburg-Schwerin nach 1890 einen Aufschwung erlebte, verdankte sie der Lübecker SPD. So fand am 18.April und 19.April 1892 im Lübecker Lokal „Stehr“ der erste „Sozialdemokratische Parteitag für Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Lübeck“ statt.
Dieser Parteitag wurde durch den Lübecker Sozialdemokraten Peter Pape eröffnet. 32 Delegierte aus 24 Orten der beiden mecklenburgischen Länder sowie Lübeck (5 Delegierte) erschienen zum ersten Parteitag. Themen dieser politischen Veranstaltung waren: die politische Lage in Deutschland, die Organisation der Partei und die Aufstellung der Kandidaten zum Reichstag. Ferner wurde auf diesem Parteitag eine „Resolution zur Gleichberechtigung der Frau in der Partei“ verabschiedet. Zudem fand der Vorschlag des Schweriner Sozialdemokraten Peters Zustimmung, Lübeck zum Sitz der Leitung und zum politischen Konzentrationspunkt der sozialdemokratischen Bewegung im gesamten Mecklenburg zu machen.
Bis 1907 wurden sämtliche Parteitage der SPD beider mecklenburgischer Länder und Lübecks in der Hanse- und Marzipan-Stadt durchgeführt. 1908 gab es erstmals einen Parteitag im mecklenburgischen Rostock, wobei die Lübecker Sozialdemokraten mit Löwigt und Ehlers zwei Beobachter entsandten.
Die Lübecker unterstützten weiterhin die mecklenburgische Sozialdemokratie, so z.B. bei den Reichstagswahlen Anfang des 20.Jahrhunderts. Bereits 1889 war Theodor Schwartz aus Lübeck als sozialdemokratischer Kandidat für den Reichstag im II.Mecklenburgischen Wahlkreis (Schwerin/Wismar) aufgestellt worden. Er erreichte dabei in der Hauptwahl in Schwerin 40,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. 1914 erfolgte die endgültige formale Verschmelzung der Bezirke Mecklenburg und Lübeck zu einem Bezirksverband (mit Sitz in Rostock).
Eine ähnliche Aufbruchstimmung wie damals und eine Rückbesinnung auf heute anscheinend vergessene Grundsätze dürfte die SPD Anfang des 21.Jahrhunderts benötigen, will sie aus ihrem Dauer-Tief gelangen …
Dr. Marko Michels
Bekannte Sozialdemokraten in M-V des 20.Jahrhunderts …
Zwei der bekanntesten Sozialdemokraten in M-V des 20.Jahrhunderts waren Albert Schulz und Albert Kruse.
Beide waren Widerstandskämpfer gegen die nationalzozialistische und kommunistische Diktatur und mußten Verfolgung und Haftstrafen für ihren demokratischen Einsatz hinnehmen.
Albert Schulz fungierte von 1946 bis 1949 Rostocker Oberbürgermeister, bis er dann von den russischen Besatzungsbehörden seines Amtes enthoben wurde. Albert Kruse amtierte von 1945 bis 1948 (Absetzung aus politischen Gründen) als Bürgermeister in Schwerin.
Beide sahen sich vereint im Kampf gegen jeglichen Extremismus.
Wie meinte der spätere Bundeskanzler Willy Brandt treffend: „Antifaschismus und Antikommunismus schließen einander ein und nicht aus !“.
M.Michels