Das Mechelner Christkind und seine Nachbildung

Rendezvous mit Dr. Tobias Pfeifer-Helke und Monika Frisch

Segnendes Christkind mit Bekleidung, um 1500. Entstehungsort: Mecheln, Holz, Stoff, Draht. © Staatliches Museum Schwerin, Foto: Hugo Maertens

Ein Lächeln spielt um den Mund des etwa einjährigen Jesusknaben. Er hebt die rechte Hand zum Segensgestus und hält die Weltkugel in der anderen. Diese kindliche Holzfigur stellt zugleich den Salvator Mundi, den Retter der Welt, dar. Christkinder wie diese wurden in den Jahren um 1500 im brabantischen Mecheln gefertigt. Unbekleidet schickte man sie vor allem in Frauenklöster, wo sie liebevoll geschmückt wurden – eine mystische Handlung, in der die Nonnen ihre Liebe zu Christus zum Ausdruck brachten.

Dieses Christkind kam in die Obhut des Zisterzienserinnenklosters zum Heiligen Kreuz in Rostock. Die evangelischen Stiftsdamen, die den Zisterzienserinnen folgten, hüteten fortan das Christkind und fügten es im 17. Jahrhundert in die Mitte eines nicht zugehörigen Reliquienschreines ein. Noch bis 1921 befand sich die Figur in Rostock. Mit der Auflösung des Damenstiftes wurde sie zusammen mit anderen Kleinbildwerken aus dem Kloster zum Heiligen Kreuz in den Bestand des Schweriner Museums überführt. Während des Zweiten Weltkriegs war der Schrein mit dem Christkind zum Schutz vor Luftangriffen eingelagert und ging im Januar 1946 verloren, als nach der plötzlichen Räumung des Schweriner Schlosses Kunstgut über mehrere Tage im Freien stand. Der Schrein ist bis heute verschollen. Das Christkind jedoch gelangte über den Kunsthandel in das Lübecker St-Annen-Museum und konnte 1989 dem Staatlichen Museum Schwerin zurückgegeben werden.

Heute befindet es sich in der Mittelaltersammlung auf Schloss Güstrow und verzaubert noch immer mit seinem Lächeln. Ein blaues Mäntelchen aus Granatapfelsamt mit pelzverbrämten Röckchen ziert die Figur. Auf dem goldenen Lockenkopf trägt sie eine Perlenkrone aus einem filigranen Silberdraht-Flechtwerk, um den Hals einen Rosenkranz aus Korallen- und Perlmuttperlen.

Gast unseres Rendezvous ist ein weiterer Jesusknabe. Monika Frisch aus der Oberpfalz beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Klosterarbeiten in Bayern, Österreich und Südtirol. Dabei gilt ihr besonderes Interesse „Jesukindln“. Während eines Urlaubs in Mecklenburg besuchte sie Schloss Güstrow, um sich das Mechelner Christkind anzuschauen – das sie so begeisterte, dass sie es nacharbeitete. Mit Unterstützung des Schweriner Museums, viel Kreativität und Findigkeit bei der Materialsuche und außerordentlichem Geschick ist die Nachbildung gelungen und wird von Frau Frisch vorgestellt.

Das Mechelner Christkind und seine Nachbildung
Rendezvous in der Galerie Alte & Neue Meister Schwerin
Donnerstag, 16.03.2017, 18 Uhr
Der Eintritt kostet 3 Euro.

Quelle: Staatliches Museum Schwerin
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